Nahversorgung Icking:Icking steht ohne Supermarkt da

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Nach dem Aus für Netto: Die Firma Tengelmann, die das Geschäft übernehmen wollte, erteilt den Hauseigentümern eine Absage.

Isabel Meixner

Icking hat auf unbestimmte Zeit keinen Supermarkt. Diese Nachricht teilte Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) dem Gemeinderat am Montagabend mit. Wie sie sagte, sei mit der Firma Tengelmann der letzte Interessent für das Supermarktgebäude an der Mittenwalder Straße abgesprungen. Die Vorstellungen von Vermietern und Tengelmann hätten zu weit auseinander gelegen. "Das war eine Überraschung für mich", bekannte Menrad. Der Discounter Netto hatte seine Filiale Ende Juli nach Problemen mit der Kühlanlage überraschend geschlossen, trotz Vertrags bis April 2013.

Das waren noch Zeiten: Die Ickinger hoffen, dass sie bald wieder an Brot, Käse und Milch kommen, ohne gleich das Auto zu nehmen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Tengelmann habe stets mit sich gerungen, ob die 620 Quadratmeter große Verkaufsfläche ausreichend sei, sagte Menrad. Der lange Leerstand war nun offenbar das K.-o.-Kriterium, zumal Tengelmann seine Filiale nicht unmittelbar nach dem Auszug Nettos hätte eröffnen können. Die Eigentümer, Melani und Markus Suckfüll, hätten dann erst ans Gebäude anbauen müssen, denn Tengelmann hatte eine Vergrößerung der Verkaufsfläche von 380 auf 620 Quadratmeter zur Mietbedingung gemacht.

Der Gemeinderat hatte der für die Erweiterung nötigen Änderung des Bebauungsplans nach zähem, sechsmonatigem Ringen erst Ende Juni unter Auflagen zugestimmt. Bis zum Anbau wären noch Monate vergangen, denn nach der Planänderung hätten die Eigentümer einen Bauplan beim Landratsamt einreichen müssen. Erst dann hätten sie anbauen dürfen.

Tengelmann sei diese Zeit wohl zu lange gewesen, glaubt Menrad. Ohne die Diskussion wäre der Bebauungsplan schneller fertig geworden und Tengelmann vielleicht nicht abgesprungen, mutmaßt die Bürgermeisterin. Doch das sei Spekulation. Was mit dem Gebäude geschieht, ist offen. "Wir können nichts tun, wir sind nicht die Eigentümer", sagte Menrad.

Ob die Besitzer mit anderen Supermarkt-Betreibern in Kontakt stünden, wisse sie nicht. Das Ehepaar Suckfüll war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Es hatte das Gebäude früher unter anderem schon als Ärztehaus in einem Münchner Ärzteanzeiger angeboten.

Sollte sich kein Discounter finden, der in die frühere Netto-Filiale zieht, ist der mit der Gemeinde ausgehandelte Kompromiss hinfällig: Die Klausel im Bebauungsplan, dass das Erdgeschoss in den nächsten 15 Jahren nur an einen Nahversorger vermietet werden darf, greift nur, wenn die Eigentümer einen Vertrag mit einem Supermarkt-Betreiber nachweisen können und sich zum Anbau entschließen.

Die Erweiterung des Supermarkts war seit Jahresbeginn ein viel diskutiertes Thema in Icking, vor allem wegen des geplanten Parkdecks, das die nötigen Parkplätze bieten sollte. Vor zwei Wochen kam das überraschende Aus der bisherigen Supermarkt-Filiale von Netto: Nach wochenlangen Problemen mit der Kühlung wurde der Laden geschlossen - für immer, wie sich herausstellte, denn Netto war nicht bereit, in eine neue Kühlung zu investieren, wenige Monate vor der Schließung der Filiale. Nun steht das Geschäft leer.

Die Läden im Rathaus versuchen, den Weggang von Netto vorübergehend auszugleichen, und erweiterten ihr Sortiment um Produkte wie Butter, Sahne, Kaffee und Tee. Sie haben derzeit aber nur vormittags geöffnet.

Der Gemeinderat werde sich in seiner September-Sitzung mit der Zukunft der Nahversorgung in Icking beschäftigen, kündigte Bürgermeisterin Menrad an. Bis dahin werde sie auch mit dem Ehepaar Suckfüll gesprochen haben und mehr wissen. "Jede andere Lösung wird dauern", sagt Menrad. "Jetzt geht nichts mehr schnell."

© SZ vom 16.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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