Nachttiefflugzone:Neue Perspektiven für Windkraft-Nutzung

Die Nachttiefflugzone, die bisher Windräder im Landkreis verhindert hat, wird angepasst - so, dass künftig der Bau von bis zu 250 Meter hohe Rotoren möglich ist.

Isabel Meixner und Bernhard Lohr

Bei der Standortsuche für Windkraftanlagen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen werden die Karten neu gemischt. Die Nachttiefflugzone der Bundeswehr wird so angepasst, dass sie den Bau von bis zu 250 Meter hohen Windrädern in weiten Teilen des nördlichen Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen nicht mehr behindert. So wird die Höhenbegrenzung für Bauwerke von 753 Metern über Meeresspiegel auf 950 Meter angehoben.

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Bisher behinderte die Nachttiefflugzone den Bau von Windkraftanlagen. Nach der Anhebung der Höhenbeschränkung für Gebäude auf 950 Meter könnten nun bis zu 250 Meter hohe Windräder entstehen.

(Foto: dpa)

Der Regionale Planungsverband soll den Regionalplan nun schnellstmöglich für den Bereich der Tiefflugzone überarbeiten und mit den Daten aus dem Bayerischen Windatlas abgleichen, sagte Landrat Josef Niedermaier auf SZ-Nachfrage: "Vorher war die Bauhöhenbeschränkung ein Ausschlussgrund. Der fällt jetzt weg."

Bisher gab es im Landkreis wenige Flächen, die sich für die Nutzung von Windenergie geeignet hätten. Im Süden schränken die Alpen die Planungsmöglichkeiten ein, hinzu kommen im gesamten Landkreis zahlreiche Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete und Biotope. Dass mit der Anhebung der Bauhöhenbegrenzung die Errichtung von Windkraftanlagen im nördlichen Landkreis wahrscheinlicher wird, sieht Niedermaier "emotionslos": "Ich weiß sehr wohl um die Problematiken. Aber Windenergie ist Teil der Energiewende. Der Strom kommt nicht aus der Steckdose." Eine Verlegung der Tiefflugzone, die immer wieder angedacht wurde, scheint nach dieser Entscheidung für die Errichtung von Windrädern nicht mehr nötig - und war für Niedermaier sowieso "politisches Wunschdenken": "Das geht nicht so locker."

Die Nachricht von der Modifizierung der Nachttiefflugzone machte am Dienstagabend im Landkreis schnell die Runde. Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) verkündete im Stadtrat, die für die Planungsregion Oberland zuständige Referentin bei der Regierung von Oberbayern habe die Stadt über die Entwicklung informiert. Zeitgleich wurde die Neuigkeit bei einer Gesprächsrunde zwischen Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) und Bürgern bekannt. Monatelang hatten Arbeitsgruppen unter Beteiligung mehrere Bundesministerien, der Länder und der Deutschen-Flugsicherung beraten; immer wurde unter Verweis auf die Komplexität des Themas um Geduld gebeten.

Geretsrieds Bürgermeisterin Irmer zeigte sich am Mittwoch auf Anfrage erfreut über die zügig gefundene Lösung. Dies sei "richtig toll". Die Energiewende könne gar nicht schnell genug vorangetrieben werden. Die Stadt hatte in der Vergangenheit die Schwaigwaller Höhe als Standort für Windräder ins Auge gefasst; das erwies sich wegen der Tiefflugzone als nicht machbar. Irmer betonte, es sei nicht abschließend geprüft, ob Windräder dort sinnvoll sind. "Wir stehen ganz am Anfang."Warten auf den Regionalplan

Ickings Bürgermeisterin Menrad zeigte sich zurückhaltend: Die Gemeinde müsse sich mit dem Thema Windkraft beschäftigen. Ein Flächennutzungsplan soll nicht aufgestellt werden, sondern zunächst der Regionalplan des Planungsverbands Oberbayern abgewartet werden. Mit der Anhebung der Bauhöhenbeschränkung könnten nun auch im Gemeindegebiet 250 Meter hohe Windräder errichtet werden.

Von der Bauhöhenbegrenzung ist auch Wolfratshausen betroffen. Die stellt für die Stadt jedoch weniger das Problem da als vielmehr der gesetzlich vorgeschriebene Abstand von 800 Metern zu den Wohnbebauungen, sagte Bürgermeister Helmut Forster: "Wir können gar keine Windräder aufstellen."

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