Nach Umgestaltung:Geretsried weiht Neuen Platz ein

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Neu schaut er jedenfalls aus, der Platz, den der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) den "urbanen Mittelpunkt des Quartiers" nennt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bürgermeister Michael Müller sieht durch die 1,1 Millionen Euro teure Umgestaltung einen "urbanen Mittelpunkt" geschaffen, etliche Anwohner äußern bei der Eröffnung allerdings Kritik

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Genau so dürfte sich der Stadtrat den fertig sanierten Neuen Platz vorgestellt haben: Kinder, die im Wasser des Springbrunnens herumtollen, Seniorinnen und junge Mütter gemeinsam auf den Bänken unter den Bäumen und mitten auf der großen, freien Fläche ein Festzelt, in dem eine Blaskapelle auf ihren Einsatz wartet. Der "urbane Mittelpunkt des Quartiers", wie Bürgermeister Michael Müller den Neuen Platz in seiner Eröffnungsrede am Samstag genannt hat, ist nun offiziell eingeweiht: Gut 100 Gäste nahmen an den Feierlichkeiten teil, Vertreter der Stadt ebenso wie Anwohner - die sich jedoch nicht ausnahmslos positiv über das Ergebnis der Maßnahmen äußerten.

Vier Jahre hat der Umgestaltungsprozess gedauert: Im Dezember 2011 hatte der Stadtrat den Einstieg in den offenen Planungsprozess beschlossen, es folgten 2012 und 2013 mehrere Workshops, Ende 2013 traf schließlich die erste Rate der Regierung ein, nahezu 190 000 Euro. 2014 begannen die Bauarbeiten, Anfang 2015 waren sie abgeschlossen - und fielen dabei sogar günstiger aus als erwartet. 1,4 Millionen Euro sollte die Erneuerung des Platzes kosten, am Ende belief sie sich auf 1,1 Millionen. Die Hälfte der Kosten übernahm der Freistaat im Rahmen des Soziale-Stadt-Projekts, dem Geretsried seit 2008 angehört; zuerst war der Johannisplatz saniert worden, als nächstes steht der Stadtteil Stein an. Mit dem überschüssigen Geld will Müller den Neuen Platz mit der Sudetenstraße verbinden.

Regierungspräsident Christoph Hillenbrand war in seiner Rede voll des Lobes. Geretsried, eine "engagierte Stadt" voller "aktiver Bürger", könne "stolz darauf sein", dass ihr der Platz so gelungen sei, der auch noch "so natürlich angenommen" werde. Er nannte auch einige Eckdaten: Das Soziale-Stadt-Projekt gebe es nun seit 44 Jahren, rund 840 Millionen Euro seien bislang hineingeflossen - "das sind 1,6 Milliarden Mark", betonte der Regierungspräsident. "Insofern ist das Steuergeld hervorragend angelegt. Vor allem, weil es mit Bürgerbeteiligung entstanden ist." Am Samstag feierte die Bundesrepublik erstmals den "Tag der Städtebauförderung". Neben Geretsried sind 17 oberbayerische und 54 bayerische Kommunen Teil dieses Projekts.

Nicht alle Anwohner sind mit dem Ergebnis zufrieden; einige nahmen dennoch an den Feierlichkeiten teil. Während Müller dem Neuen Platz eine hohe Aufenthaltsqualität zuschrieb, das Plätschern des Brunnens Musik nannte, den Brunnen selbst als Schmuckstück bezeichnete und der ehemaligen Bürgermeisterin Cornelia Irmer seinen Dank aussprach (der Spatenstich war eine ihrer letzten Amtshandlungen), sagte eine Frau im Publikum hörbar wütend: "Der Irmer haben wir den Platz also zu verdanken!" Ein Quartett aus jungen Müttern und Seniorinnen, die gemeinsam auf einer Bank saßen, sah bereits Probleme nahen: Der Brunnen werde einigen Anwohnern sicher bald zu laut sein, "die beschweren sich ja jetzt schon", außerdem gebe es auf dem Platz überhaupt keine Schattenspender. "Die Kinder müssen dann im Sommer auf den heißen Steinen laufen." Vier Seniorinnen, teils seit Jahrzehnten Bewohnerinnen des Stadtteils, debattierten auf einer anderen Bank: "Wie in der Wüste schaut's da aus. Da fehlt Grün." - "Wer soll's denn pflegen?" - "Das Wasser ist das einzige Schöne, und das gehört den Kindern. Ein Lärm! Erst der Baulärm letztes Jahr, und jetzt die Kinder."

Dass der Platz nun so aussieht, hat offenbar seinen Sinn. SPD-Stadträtin Edith Peter, die auch an den Workshops teilnahm, sagte, man wolle den Platz hernehmen, um Feste zu feiern. Ideen habe es da viele gegeben, kleine Konzerte oder Jahres- und Bauernmärkte seien geplant. Diese Dinge werde man in diesem Jahr noch verstärkt anpacken, sagte der Quartiersmanager Christian Lotz. Außerdem sei es ganz normal, dass städtische Plätze so aufgebaut seien: außen die Bäumen, innen eine freie Fläche. Auch Brigitte Regnet, die seit 1967 in Geretsried lebt und die Metamorphosen des Neuen Platzes hautnah mitbekommen hat, ist zufrieden. Das befürchtete Parkplatzproblem sei ihrer Meinung nach auch ausgeblieben: Bei einem Abendspaziergang habe sie neulich nicht weniger als 20 freie Parkplätze gezählt.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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