Nach Feuer in der Silvesternacht:Wanderer müssen nicht für Waldbrand am Jochberg aufkommen

  • Ein Waldbrand am Jochberg bei Kochel am See hat in der Silvesternacht die Feuerwehren im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen auf Trab gehalten.
  • Dabei hatte sich ein kleines Feuer innerhalb kurzer Zeit zu einem Flächenbrand entwickelt.
  • Jetzt steht fest: Die mutmaßlichen Brandverursacher müssen die Kosten für den Einsatz in Höhe von fast einer halben Million Euro nicht tragen. Die Haftpflichtversicherung übernimmt sie.

Von Claudia Koestler

In der Silvesternacht hatte der Landkreis den Katastrophenfall ausrufen müssen, weil mutmaßlich zwei Wanderer ein Großfeuer am Graseck/Jochberg ausgelöst hatten. Nun steht fest: Für den Landkreis entstanden dadurch Kosten in Höhe von 490 435 Euro. Diese Summe hat die Haftpflichtversicherung erstattet, nachdem der Kreis sie gegenüber den Wanderern geltend gemacht hatte. Für die beiden mutmaßlichen Verursacherer des Großbrandes bedeutet dies, dass sie finanziell wohl nicht weiter zur Rechenschaft gezogen werden. Stefan Liebl, Pressesprecher der Versicherungskammer Bayern, erklärte auf Nachfrage der SZ, dass die Versicherung nicht von einem vorsätzlichen Handeln der Wanderer ausgehe.

Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass die beiden Münchner Bergwanderer in der Silvesternacht das Feuerwerk über dem Kochelsee von einem Vorsprung am Jochberg aus beobachten wollten. Um sich zu wärmen, entzündeten sie trotz Verbots ein Lagerfeuer. Es geriet wegen der Inversionswetterlage und des trockenen Bodens außer Kontrolle. Bei dem Versuch, die Flammen zu löschen, stürzte einer der beiden ab und verletzte sich schwer. Die zur Rettung alarmierte Bergwacht entdeckte schließlich, dass Teile des schwer zugänglichen und steilen Bergwaldes in Flammen standen.

Noch in der selben Nacht rief der Landkreis den Katastrophenfall aus. Der Brand weitete sich schnell auf über hundert Hektar aus, die Löscharbeiten dauerten drei Tage. Hubschrauber eines Privat-Unternehmens aus Österreich, der bayerischen Polizei und der Bundespolizei sowie Feuerwehr, Rettungsdienst, Bergwacht und Wasserwacht waren zeitweise mit bis zu 110 Mann im Einsatz. Mit dem Ausruf des Katastrophenfalls war der Landkreis für diese Kosten in Vorleistung gegangen.

Die nun von der Versicherungskammer Bayern erstattete Summe ist jedoch für die strafrechtliche Verfolgung nicht relevant, betont Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Fall des Großbrandes am Jochberg stünden kurz vor dem Abschluss. Durch das Feuer waren bis zu 300 Jahre alte Kiefern zerstört worden. Nach Abschluss des strafrechtlichen Verfahrens könnten also weitere Kosten im Raum stehen, um den Schaden an der Vegetation zu beheben. Auch diese werde die Versicherung übernehmen. "Wir gehen davon aus, dass sie nicht so hoch sein werden wie die Kosten für den Löscheinsatz", sagte Liebl.

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