Nach dem Urlaub sprießen Kreuzkraut und Co.:Im Garten blüht Gefahr

Giftige Pflanzen haben sich im Landkreis ausgebreitet. Die Bekämpfung ist schwierig

Von Barbara Briessmann

Nach dem Urlaub wartet der Urwald: Perfekte Wucher-Bedingungen herrschten für die Natur in den Ferienwochen. Dementsprechend sind die Gärten verwuchert, ufert der Wildwuchs an Isar und Loisach aus. Nicht nur Unkraut hat sich breit gemacht, sondern auch manch hübsche Pflanze. Bei mancher blüht Gefahr, zum Teil für andere Gewächse, zum anderen aber auch für Tier und Mensch. Die Rede ist von den invasiven Neophyten auch auf den Feldern - Pflanzen, die eigentlich nicht bei uns heimisch sind und erst nach der Entdeckung Amerikas auch in den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Einzug hielten.

"Man wird solche Sachen gar nicht mehr los", weiß Sabine Tappertzhofen vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Wolfratshausen. Der LBV hat für Bayern inzwischen eine "Schwarze Liste invasiver Arten in Bayern" aufgestellt. Was die Pflanzen alle gemeinsam haben: Sie verdrängen heimische Blumen, Gräser und Gehölze, lassen sie erst gar nicht mehr austreiben oder ersticken sie.

"Wir erfassen die Vorkommen bei uns im Landkreis nicht planmäßig", sagt Joachim Kaschek, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt in Bad Tölz. "Wir wissen aber, wo die Pflanzen verstärkt auftreten." Problembereiche sind vor allem Kiesgruben. Springkraut, Goldrute und gelegentlich der Riesenbärenklau, die wegen ihres weiten Pollenfluges große Gebiete abdecken können, breiten sich dort schnell aus. "Soll an einer solchen Stelle dann ein Wald entstehen, wird das schwer", so Experte Kaschek. Denn die invasiven Gewächse machten es den Gehölzen schwer, in die Höhe zu sprießen.

Die Kanadische Goldrute lässt sich besonders schwer bekämpfen. "Sie kommt vermehrt im nördlichen Landkreis an der Isar vor, zum Beispiel in der Pupplinger Au", sagt Kaschek. Die Pflanze könne schnell einmal 100 bis 1000 Quadratmeter einnehmen. "Sie unterdrückt alles andere." Optisch seien dann nur ein gelbe Blütenteppich wahrnehmbar.

Die Beifußambrosie spiele in der freien Natur im Landkreis "kaum eine Rolle". Die hochallergene Pflanze wächst aber in Gärten. Naturschützer Joachim Kaschek ist das selbst schon passiert. Das bayerische Gesundheitsministerium hat schon vor Jahren vor Ambrosia gewarnt, "in der Schweiz muss jegliches Auftreten gemeldet werden", so Kaschek. Wie sich die Pflanze einnisten kann? "Durch Samentüten und Vogelfutter", lautet die spontane Antwort des Experten.

Omnipräsent ist das Springkraut. "Wenn es Licht und Nährstoffe bekommt, ist es kaum zu stoppen", sagt Kaschek. Eines seiner Beispiele: In Tölz wurde ein Auwald wegen Hochwassergefahr gerodet, kurz darauf habe das Indische Springkraut ausgetrieben, sei bald "übermannshoch" gewesen. Neuer Auwald konnte kaum austreiben. "Wenn es die Buchen dann aber mal geschafft haben auszuwachsen, geht das Springkraut ein, weil es im Schatten keine Chance hat", berichtet der Leiter der Naturschutzbehörde. Außerdem sei das Springkraut nur einjährig. "Trotzdem", sagt Sabine Tappertzhofen vom LBV, "den Landkreis davon frei zu kriegen, ist uferlos."

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