Keine MVV-Vision:Warum die S-Bahn niemals bis Bad Tölz fahren wird

Keine MVV-Vision: Die Perspektive für die S 7 ist nur ein Ausbau von Wolfratshausen bis Geretsried. Weiter wird die Strecke auch in Jahrzehnten nicht führen.

Die Perspektive für die S 7 ist nur ein Ausbau von Wolfratshausen bis Geretsried. Weiter wird die Strecke auch in Jahrzehnten nicht führen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Landrat Josef Niedermaier hält eine weitere Verlängerung der S7 für utopisch. Doch er hofft, dass die BOB über die zweite Stammstrecke zum Marienplatz geführt wird.

Von Felicitas Amler

Unmögliches mag sich Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) gar nicht erst ausmalen. Deshalb ist im Positionspapier der Landräte zum MVV zwar manche Streckenverlängerung über bestehende S-Bahn-Endstationen hinaus als Vision skizziert - von Petershausen bis Pfaffenhofen bei der S 2 oder von Freising bis Landshut bei der S 1. Die Nutzer der S 7 aber müssen sich damit zufrieden geben, wenn diese eines Tages zwischen Wolfratshausen und Geretsried ausgebaut wird. Bis zur Kreisstadt, nach Bad Tölz? Kein Gedanke daran, meint der Landrat: "Der Freistaat erschließt eine Stadt von München aus nur einmal." Nach Tölz gebe es ja die Bayerische Oberlandbahn (BOB): "Von Tölz ist man in 55 Minuten am Hauptbahnhof. Da pendeln Tausende."

Das Positionspapier, das die Landräte am Donnerstag vorgestellt haben, umfasst "Infrastrukturforderungen Schiene" im Großraum München bis zum Jahr 2050. "Wir haben uns des Öfteren getroffen und uns die Köpfe heiß geredet", berichtet Niedermaier. Für seinen Bereich hat der Landrat - neben dem inzwischen unstrittigen Ausbau bis Geretsried mit den Bahnhöfen Gelting, Geretsried-Mitte und Geretsried-Süd - vor allem die Forderungen nach einem durchgängig zweigleisigen Ausbau der S-Bahnstrecke eingebracht, nach barrierefreien Bahnhöfen (bei der S 7 West stehen aus: Großhesselohe, Höllriegelskreuth und Ebenhausen) und nach einem Zwanzig-Minuten-Takt. Konkret sind einzelne Taktlücken aufgeführt, die zu schließen sind.

Dass Niedermaier einen Ausbau der S-Bahn bis Bad Tölz nicht für vorstellbar hält, hängt nicht nur mit der Finanzierung zusammen, sondern auch mit dem Naturschutz. Von Egling bis Lenggries ziehe sich ein Landschaftsschutzgebiet, an eine Isar-Überquerung per Bahn brauche man da gar nicht zu denken: "Das ist Vision hoch drei." Allerdings beklagt der Landrat ein Manko, das die Münchner S-Bahn von Anbeginn hat: Sie bietet keine Querverbindungen zwischen den einzelnen Ästen. "Das hat man in den Sechzigerjahren so zentralistisch um München herum gemacht. Anders als in Berlin, wo das S-Bahnnetz ringförmig angelegt wurde." Dass dies rund um München jemals geändert wird - "das erleben wir nicht".

Dagegen hofft der Landrat, dass sich die Kreise Weilheim-Schongau und Miesbach irgendwann doch auch in den MVV integrieren. Denn nur dann wäre es möglich, den gesamten Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zum MVV-Gebiet zu machen. "Das wäre super, und es ist ein Ziel", sagt er. Aber dazu müssten auch jene Bahnlinien Teil des MVV werden, welche die Nachbar-Landkreise tangieren: Die Kochelseebahn, die in Tutzing von der Strecke München-Garmisch abzweigt und über Iffeldorf und Penzberg (Weilheim-Schongau) nach Bichl, Benediktbeuern und Kochel führt. Und die BOB, die Otterfing, Holzkirchen, Warngau, Schaftlach im Kreis Miesbach passiert, bevor sie von Reichersbeuern an wieder in Bad Tölz-Wolfratshausen bis zur Endstation Lenggries fährt. Bei beiden Landräten, so Niedermaier, "penetriere ich das ständig".

Keine MVV-Vision: Ein Ausbau der S 7 bis Bad Tölz ist aus Sicht von Landrat Josef Niedermaier "Vision hoch drei". Sowohl die Finanzierung als auch der Naturschutz stünden dem entgegen.

Ein Ausbau der S 7 bis Bad Tölz ist aus Sicht von Landrat Josef Niedermaier "Vision hoch drei". Sowohl die Finanzierung als auch der Naturschutz stünden dem entgegen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Auch bei einem anderen Thema "heben wir permanent den Finger": Die BOB soll, so der Wunsch, über die zweite Stammstrecke zum Marienplatz geführt werden, weil dies eine Erhöhung der Kapazitäten mit sich brächte. Der Teufel stecke aber "verdammt im Detail", denn die BOB sei nicht elektrifiziert, könne aber womöglich auf Akku-Loks umgestellt werden. Und die Bahnsteighöhen seien bei BOB und S-Bahn unterschiedlich, was wieder "Dutzende Millionen" für eine Umstellung erfordere. Man müsse eben bei all diesen Verbesserungen immer in Jahrzehnten denken.

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