Musikschule Wolfratshausen:Lieber Klavier als Hackbrett

Musikschulleiter Manfred Heller berichtet dem Kulturausschuss von den Aktivitäten seiner Einrichtung

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Wer in der Wolfratshauser Musikschule ein Instrument lernen möchte, entscheidet sich meist fürs Klavier, während das Hackbrett auf die Nachwuchsmusiker "eher exotisch" wirkt. Das ist die Erfahrung von Schulleiter Manfred Heller, der kürzlich vor dem Kulturausschuss der Stadt den Jahresbericht für 2014 vorgelegt hat. 92 Musikschüler greifen derzeit in die Tasten, das Fach ist Heller zufolge "der absolute Renner", während gerade einmal zwei Schüler Interesse daran haben, sich dem eher alpenländischen Saiteninstrument zu widmen. Auf der Beliebtheitsskala folgen nach dem Klavier: Gitarre, Blockflöte und Violine.

In seinem Bericht schildert Heller in vergleichsweise trockenen Zahlen ein vielfältiges musikalisches Leben, das auch den Unterricht für auswärtige Schüler aus den Gemeinden Eurasburg, Münsing, Berg, Icking und Geretsried mit einbezieht. Was den Bereich Chöre betrifft, kommen die Aktiven sogar bis aus Bad Tölz und München. Insgesamt sei die Zahl der auswärtigen Schüler etwas zurückgefallen, sie liege erstmals bei unter 30 Prozent, sagt Heller, der dafür keine schlüssige Erklärung parat hat. Vielleicht liege es daran, mutmaßt er, dass viele der genannten Gemeinden ein eigenes attraktives Angebot bereithalten. Kopfzerbrechen bereitet dem Musikschul-Chef die Abnahme allerdings nicht, denn sie werde durch Wolfratshauser ausgeglichen. Im wesentlichen sei die Zahl der Schüler jedenfalls konstant.

Stolz ist Heller, dass die Musikschule nicht nur Breiten- und Spitzenförderung anbietet, sondern auch den allgemeinen Schulunterricht ergänzt und im Rahmen der musikalischen Grundversorgung schon bei den Allerkleinsten anfängt: Für sie gibt es den "Musikgarten" für Buben und Mädchen von anderthalb bis drei Jahre und die musikalische Früherziehung für Vier- bis Sechsjährige. Hier finde der "Erstkontakt" mit der Musik statt, den man ganzheitlich gestalte, sagt Heller, das beginne mitunter einfach damit, Verse zu sprechen. Im Zuge dieser ersten Kontakte erlebe der Schüler sich selbst: Er könne seine ersten Erfolge verbuchen, lerne allerdings auch seine Grenzen kennen.

Neben Früherziehung und Ausbildung an insgesamt 16 Instrumenten zählen zum Angebot auch die Vokalausbildung (Stimmbildung, Gesang und Mutanten, also Jungen im Stimmbruch). Weiterer wichtiger Sektor sind die Ensemblefächer: der Kinderchor mit acht Gruppen, der Jugendkammerchor, der Kammerchor, kleine Gesangsensembles und elf Instrumental-Ensembles, darunter neu auch das Realschulorchester. Mit der Realschule bestehe ein Kooperationsvertrag, dem dortigen Orchester arbeite man zu. In vertraglicher Beziehung stehe man auch mit der Mittelschule. Ihre Leistungen erbringt die Musikschule laut Jahresbericht mit einem seit mehreren Jahren unveränderten Personal: mit 22 Pädagogen, darunter drei Vollzeitkräften und einem Schlagzeuglehrer, dessen Stunden Heller zufolge gut angenommen werden.

Musikschule Wolfratshausen: Manfred Heller berichtete von der Arbeit der Musikschule.

Manfred Heller berichtete von der Arbeit der Musikschule.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Lehrbetrieb, den Heller als "wichtigen Standortfaktor" für Wolfratshausen bewertet, kostet jährlich alles zusammengerechnet 890 000 Euro. Davon tragen die Stadt 340 000 Euro (38,2 Prozent), der Freistaat 89 000 Euro (zehn Prozent), die Umlandgemeinden 12 700 Euro (1,4 Prozent) sowie die Eltern mit ihren Gebühren 405 000 Euro (45,6 Prozent); der Rest fällt unter "sonstige Einnahmen".

Wünschenswert ist aus Hellers Sicht der Ausbau von Angeboten für Senioren. Da freilich machten die Heime "immer wieder einen Rückzieher", wenn es um die Kosten für konkrete Kurse gehe. Dann heiße es immer, dass man mit den älteren Leuten "nur ein bisschen singen wollte." Mehr Angebote wünscht sich die Musikschule aber auch für jüngere Erwachsene.

In der Aussprache zu dem Bericht äußerte Stadtrat Peter Plößl (CSU) "gebetsmühlenartig" die Frage, ob denn nicht eine bessere Zusammenarbeit zwischen Musikschule und Stadtkapelle möglich wäre. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit, hier zu Synergieeffekten zu kommen. Diesen Wunsch konnte ihm Heller indes nicht erfüllen. Zum einen sei die Musikschule "kein Zulieferbetrieb für die Stadtkapelle", und unabhängig davon habe er auch keinen Einfluss auf die Ziele der einzelnen Schüler. Das Interesse unter ihnen sei auch nicht so groß, und in gewisser Weise stehe die Stadtkapelle ja auch "in Konkurrenz zu unseren Ensembles". Plößl insistierte: "Ich höre nicht auf zu hoffen". Stadträtin Sibylle Ulbrich (Grüne), selbst Klarinettistin in der Stadtkapelle, verwies auf deren neues "Salonorchester" - vielleicht wäre das attraktiver für die jungen Leute.

Stadtrat Alfred Fraas (CSU) erkundigte sich nach den Auswirkungen des G 8 auf den Musikschulbetrieb. Rein auf die Schülerzahlen mache sich dies nicht sonderlich bemerkbar, antwortete Heller. Allerdings sei es mittlerweile schwieriger geworden, die Musikstunden einzuteilen. Auch mache sich bemerkbar, "dass die Schüler oft nicht so intensiv geübt haben".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: