Musik:Spiel-Freunde

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Josi Vorbuchner und Jonas Kümper erarbeiten seit Jahren Programme für Geige und Klavier. Heuer starten sie eine musikalische Zeitreise - und nehmen ihre Sache sichtlich ernst

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

Steinzeit-Musik? Außer Fred Feuersteins "Yabadabadoo" fällt einem da kaum etwas ein. Und wie sollte solch uralte Musik auch überliefert sein, gab es doch keine Noten, keine CDs noch sonst eine Möglichkeit der Aufzeichnung? Josi Vorbuchner, Geigenlehrer an der Wolfratshauser Musikschule, stellt sich gemeinsam mit dem Pianisten Jona Kümper trotzdem dieser Herausforderung. Am Samstag begeben sich die beiden Künstler mit Geige und Klavier auf eine musikalische Zeitreise, die in der Steinzeit beginnt. Eine Knochenflöte, die in einer Höhle der Schwäbischen Alb gefunden wurde, legt Zeugnis ab, dass unsere steinzeitlichen Vorfahren bereits Musik gemacht haben. Im Zeitreise-Konzert von Vorbuchner und Kümper gibt es davon nun eine besondere "Kostprobe" zu hören.

Die alten Griechen hatten bereits eine ausgeprägte Musikkultur, auf einer Stele findet sich der früheste Vorläufer unserer heutigen Notenschrift - ein weiterer Meilenstein für die beiden Zeitreisenden. Aus dem Mittelalter präsentieren sie gregorianische Choräle und weltliche Springtänze; aus der Renaissance, als die Musik erstmals mehrstimmig wurde, Ausschnitte aus einer Messe von Johannes Ockeghem und aus der Oper "Orfeo" von Claudio Monteverdi.

Josi Vorbuchner (rechts) und Jona Kümper fühlen sich in allen Epochen der Musikgeschichte daheim. (Foto: privat)

Im Barock und in der Klassik ist die Musik bereits so vielfältig, dass jede Auswahl schwer fällt. Vorbuchner und Kemper haben deshalb zu einem Trick gegriffen: Sie präsentieren eine (selbst gemixte) Suite und eine Sonate als "Gemeinschaftsarbeiten" mehrerer Komponisten. Auf diese Weise wird kein Land, kein großer Meister vernachlässigt. Eine echte, historisch überlieferte Gemeinschaftsarbeit war in der Romantik die F.A.E.-Sonate von Robert Schumann, Johannes Brahms und dem Schumann-Schüler Albert Dietrich; auch daraus gibt es einen Satz zu hören.

Mit Wagners "Tristan" beginnt die Auflösung der klassischen Tonalität und der Weg in die musikalische Moderne. Im frühen 20. Jahrhundert kann von einer linear verlaufenden Musikgeschichte keine Rede mehr sein: Impressionismus, Neue Wiener Schule und Neoklassizismus bestehen zu großen Teilen nebeneinander. Vorbuchner und Kümper vernachlässigen auf ihrer Reise keine dieser Stilrichtungen. Aus der Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg kommen Komponisten wie Bernd Alois Zimmermann und John Cage zu Ehren. Die allerletzte Station führt in die Gegenwart mit der Uraufführung einer Eigenkomposition von Jona Kümper.

Auf ihr aktuelles Programm stimmten sich Vorbuchner und Kümper unter anderem in einer Höhle bei Schäftlarn ein. (Foto: privat)

"Die schönsten Tropfen aus dem großen Ozean der Musik", so Vorbuchner, wollen die beiden Musiker mit diesem Programm schöpfen. Mit einem reinen Violine-Klavier-Abend locke man heutzutage keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Die Zeitreise verspricht alles andere als ein knochentrockener musikhistorischer Lehrgang zu werden: Nicht nur akustisch, sondern auch optisch ist so einiges geboten. Auf einem Video-Beamer werden Bilder und Grafiken gezeigt, um die diversen Musikstile und -epochen zu veranschaulichen. Man darf davon ausgehen, dass Vorbuchner und Kümper schon bei der Vorbereitung ihren Spaß hatten: Sie posieren als Höhlenmenschen, als griechische Lyra-Spieler, als Barockmusiker mit Allongeperücke und in zahlreichen anderen Kostümen. Hinzu kommen Erläuterungen und kleine Geschichten.

Vorbuchner und sein in Bochum lebender Duopartner Kümper musizieren seit vielen Jahren zusammen und lassen sich immer wieder neue Programme einfallen. 2012 haben sie bereits einmal eine ähnliche Reise gestartet, damals ging es in 40 Stationen rund um den Globus. Diesmal haben sich die beiden Künstler die Zeitachse vorgenommen. Die Fahrt von der grauen Vorzeit bis ins Hier und Heute verspricht lehrreich und amüsant zugleich zu werden.

"Von der Steinzeit bis heute", Samstag, 15. Oktober, 19.30 Uhr, Musikschule Wolfratshausen, Untermarkt 64, Karten zu 2,40 Euro an der Abendkasse

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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