Münsing/Unterhaching:Pro und Contra Seniorenstift

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Ein Testentwurf für das geplante Seniorenstift in Ambach. Am Dienstagabend entscheidet der Gemeinderat über das Areal. (Foto: Goergens & Miklautz)

Der Münsinger Gemeinderat muss entscheiden, wie es mit dem Bauvorhaben in Ambach weitergehen wird

Von Benjamin Engel, Münsing/Unterhaching

Die Kontroversen werden damit kaum beendet sein. Doch in der Sitzung an diesem Dienstag, 7. März, Beginn 20 Uhr, will der Münsinger Gemeinderat endgültig festlegen, wie es mit dem in Ambach geplanten Seniorenstift weitergeht. Durch eine Machbarkeitsstudie für eine Einrichtung mit 80 Wohnungen fühlt sich der Planer und künftige Betreiber "Kuratorium Wohnen im Alter" (KWA) mit Sitz in Unterhaching in seinen Plänen bestärkt. Jetzt sollen die Gemeinderäte entscheiden, ob die Kommune auf dieser Basis mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan weiterplant oder einen Architekturwettbewerb auslobt. Dagegen wehren sich der Ostuferschutzverband (OSV) und die Initiative Ambach - und fordern eine umfassende Bürgerbeteiligung noch vor einer Entscheidung.

Bereits seit Anfang 2016 wird um das Projekt gestritten: Damals stellte die gemeinnützige GmbH KWA ein grundsätzliches Nutzungskonzept mit noch bis zu 90 Wohnungen vor. Aus Sicht des OSV und der Initiative Ambach um Sebastian Wiedemann passt die Einrichtung in der geplanten Größenordnung kaum zur in Ambach üblichen kleinteiligen Bebauung. Beide verweisen auf den Rahmenplan der Kommune zum Erhalt des Landschafts- und Ortsbildes am Starnberger See.

Der OSV warnt die Gemeinde vor den Folgen einer "unumkehrbaren" Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt. Könne KWA das Seniorenstift mit 80 Wohnungen bauen, würde Ambach circa 50 Prozent an Einwohnern hinzugewinnen, so heißt es in einer aktuellen Presseerklärung. Deshalb fordert der Verband vor jedem Richtungsbeschluss eine "vollständige, offene und transparente Bürgerbeteiligung, zum Beispiel durch eine Extra-Bürgerversammlung". Zeitlichen Druck habe Münsing nicht. Immerhin handle es sich um das größte Vorhaben der vergangenen Jahrzehnte in der Gemeinde. Weder gebe es ein Wirtschaftsgutachten zu den Auswirkungen, noch seien die Vor- und Nachteile zwischen Bürgern und Gemeinderäten öffentlich umfassend diskutiert worden.

Seit mehr als zehn Jahren stehen die Gebäude der früheren Wiedemann-Kurklinik leer. Der Betrieb ging nach dem Verkauf an ein italienisches Unternehmen insolvent. Stattdessen wäre ein um einen gemeinsamen Hof angeordnetes Seniorenstift mit 80 Wohnungen in drei Einzelhäusern und einem nördlichen Komplex laut Machbarkeitsstudie möglich. Sebastian Wiedemann von der Initiative Ambach fordert eine kleinere Lösung für das Vorhaben. Nur dies sei vermittelbar. "Es darf nicht nur nach den wirtschaftlichen Bedürfnissen des KWA geurteilt werden." Das KWA zeigt sich von der Kritik am Projekt in "wechselnder Tonart" überrascht. "Größtmögliche Transparenz ist uns wichtig", heißt es in einer aktuellen Pressemeldung. Dass der Gemeinderat die Verträglichkeit der Pläne neutral habe überprüfen lassen, zeige ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein. Auch der Baumbestand sei in die Überlegungen einbezogen worden. KWA betont die Vorteile des Wohnstifts mit "Sorgestrukturen (zum Beispiel Tagespflege und ambulanter Dienst) sowie Kultur- und Sportangeboten, die auch der Nachbarschaft, den Bürgern in Ambach und der Gemeinde zu Gute kommen können". Laut dem Unternehmen würden die Münsinger Bürger auch deshalb profitieren, weil viele neue Arbeitsplätze entstehen würden. Bei der Schaffung des Baurechts für das neue Wohnstift könnten Wünsche und Anregungen des Gemeinderats mit einfließen. Das KWA wünscht sich, dass ein renommierter Architekt das Wohnstift entwirft, in dem sich Bewohner und Mitarbeiter wohlfühlen können, Münsinger gerne ein- und ausgehen. Aus Sicht des Unternehmens leiste das Projekt einen Beitrag im Hinblick auf den demografischen Wandel. Noch im März will KWA eine Informationsveranstaltung in Münsing organisieren.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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