Münsinger Querelen:Die Kommune muss sozial sein

Das Floriansprinzip darf nicht gelten, wenn es um die Zukunft eines Ortes geht

Von Benjamin Engel

Bis zu einem gewissen Grad sind die Bedenken der Nachbarn künftiger Sozialwohnungen an der Haupt-/Bachstraße in Münsing sogar nachzuvollziehen. Denn Verdichtung verursacht Probleme: Wände werden nahe der eigenen Grundstücksgrenze hochgezogen. Die neuen Häuser nehmen Sonnenlicht und lassen womöglich unerwünschte Einblicke in Wohn- und Schlafzimmer zu. Flächen fehlen, um beispielsweise im Winter den Schnee abzuladen.

Es ist durchaus legitim, wenn sich die Nachbarn wehren. Doch ihre Empörung erinnert nur allzu sehr an die weit verbreitete Haltung nach dem Motto "Nicht in meinem Hinterhof". Die ist zwar nicht auf Münsing beschränkt, sondern lässt sich genauso auch in Wolfratshausen oder Bad Tölz finden. Doch wenn einer der Nachbarn nun von einem "Mahnmal" spricht und das Vorhaben sogar als "unsozial" geißelt, ist das schlicht unakzeptabel.

Es zählt zu den ureigensten Aufgaben einer Kommune, nicht nur Einzelinteressen zu folgen, sondern das Allgemeinwohl zu beachten. Dazu gehört es, günstigen Wohnraum für Senioren mit kleiner Rente, Alleinerziehende und andere zu schaffen, die sich die hohen Mieten in der Region München nicht leisten können. Und gerade diese Bevölkerungsgruppen gehören in die Ortsmitte und nicht irgendwo an den Rand gedrängt. Insofern kommt die Kommune mit dem Projekt ihrem sozialen Auftrag nach. Dazu verpflichtet sie auch ihr eigenes Leitbild. Wenn jetzt noch ein sinnvoller Kompromiss zwischen den Interessen der Nachbarn und der Kommune gefunden werden kann, ist das nur zu begrüßen. Sollte das Projekt allerdings an den Querelen womöglich ganz scheitern, wäre eine Chance vertan.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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