Münsing:Zuckersüße Kunstwerke

Münsing: "Wir müssen auf unsere Erde aufpassen", sagt Nicola Keysselitz. Das Wettbewerbsthema Heimat interpretierte sie mit einer grenzüberschreitenden Torte.

"Wir müssen auf unsere Erde aufpassen", sagt Nicola Keysselitz. Das Wettbewerbsthema Heimat interpretierte sie mit einer grenzüberschreitenden Torte.

(Foto: privat)

Tortendesignerin Nicola Keysselitz aus Ambach setzt sich bei internationaler Kuchenmesse gegen 127 Konkurrenten durch.

Von Barbara Briessmann

Sie hat abgesahnt. Bei der internationalen Kuchenmesse im österreichischen Wels setzte sich die Ambacherin Nicola Keysselitz gegen 127 Wettbewerbsteilnehmer durch. Sie erhielt für ihre Tortendekoration zum Thema Heimat eine Goldmedaille und wurde zusätzlich als "Best of Class" sowie "Best of Show" ausgezeichnet. "Da war ich richtig in Fahrt", lacht sie.

Backen oder basteln - Nicola Keysselitz tut beides leidenschaftlich gerne. 30 Jahre lang lebte die Grafikerin in Spanien, wo Motivtorten schon lange gefragt sind. Vor allem die Modellierarbeiten haben es der Ambacherin angetan. "Mir hat es irgendwann nicht mehr gereicht, meinen Freunden und der Familie zu Geburtstagen nur eine Torte zu schenken", sagt Keysselitz. "Darum bin ich auf Karikaturen gekommen."

Sie modelliert aber nicht nur die Konterfeis ihrer Lieben aus Zuckerzeug. Im vergangenen Jahr, kurz nach ihrer Rückkehr aus Spanien an den Starnberger See, trat sie zum ersten Mal bei einem Wettbewerb an. Die Kuchenkünstlerin gewann in Wien Bronze - mit einer süßen Conchita Wurst auf der Torte. Die Jury in Wels hat Nicola Keysselitz auf der ganzen Linie überzeugt. Das Thema Heimat war vorgegeben. "Das habe ich etwa zwei Monate schon gewusst", erzählt sie. Dann habe sie sich Gedanken gemacht. "Nach 30 Jahren in Spanien habe ich mich gefragt, wo ich eigentlich daheim bin." Ihr sei ganz klar gewesen, dass auf jeden Fall ein bayerisches Element dabei sein musste. Außerdem wollte sie ausdrücken, dass "wir alle zusammenhalten müssen, da spielt die Nationalität keine Rolle - wir müssen auf unsere Erde aufpassen".

Zunächst hatte die Ambacherin lediglich drei Figuren für ihr leckeres Kunstwerk vorgesehen. Doch kurz vor der Kuchenmesse schwemmte es an ihrem Grundstück am See ein Ruderboot an. Wie sich herausstellte, hatten Flüchtlingskinder aus der Nachbarschaft das Boot nicht richtig gesichert. "Als sie es abholen kamen, war ein schwarzer Junge dabei", erzählt Keysselitz. "Der war so was von süß, dass ich wusste, der muss bei meiner Modellierarbeit dabei sein." Allerdings hatte sie anfangs Probleme mit der Stabilität des Tortenaufbaus. "Das dekorative Element darf höchstens ein Drittel aus Füllmaterial wie Marshmallows oder Rice Crispies bestehen", erklärt sie eine Anforderung der Jury. Es klappte dennoch.

In Kuchenkreisen hat sich die Tortendesignerin einen Namen gemacht. Zu ihren Kursen, die sie in ihrem Altelier in Ambach abhält, kommen die Lernwilligen inzwischen aus ganz Deutschland. Keysselitz unterrichtet Anfänger, aber auch Fortgeschrittene in Sachen Motivtorten. Diese lägen allmählich auch in Deutschland und Österreich im Trend, Kuchenmessen würden inzwischen einen regelrechten Besucheransturm verzeichnen. Vor einem solchen Publikum tritt Keysselitz schon im Mai wieder zu einem Wettbewerb in Dortmund an. "Leider wird da kein Thema vorgegeben, das ist schwerer für mich", meint sie. Danach rechnet sich die Ambacherin bei der größten Tortenmesse Europas in Birmingham Chancen aus.

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