Münsing:Wasserwacht läuft in Münsing auf

Lesezeit: 2 min

Im Gemeinderat findet sich keine Mehrheit für die dringend benötigte neue Station des Rettungsdiensts am Ambacher Erholungsgelände

Von Benjamin Engel, Münsing

Die 42 Jahre alte Wasserwachtstation im Ambacher Erholungsgelände ist marode und zu klein. Im Holzhaus brachen schon Bodenbretter durch. Lagerräume fehlen. Die Einsatzkräfte teilen sich eine Toilette und eine Dusche. Im Notfall müssen die Retter von hier aus den Badegästen zu Hilfe kommen. Um die 3000 tummeln sich an einem Sommertag vor der Station im Wasser. Am Dienstag lehnten die Münsinger Räte jedoch den Antrag des Erholungsflächenvereins München für einen Neubau ab. Einige forderten Alternativplanungen. Die Abstimmung endete bei acht zu acht Stimmen mit einem Patt. Somit fiel der Bauantrag durch.

Traumschön, aber auch potenziell gefährlich: Damit am Starnberger See möglichst wenig passiert, ist die Wasserwacht hier stationiert. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Ich kann das Ergebnis so nicht akzeptieren", sagte Bürgermeister Michael Grasl (FW) tags darauf. Er kündigte eine Informationsveranstaltung für die Räte mit den Verantwortlichen der Wolfratshauser Wasserwacht und des Erholungsflächenvereins an der Station für Anfang Februar an.

Der Neubau soll circa neun Meter länger als das Bestandsgebäude werden und weiterhin mit der Längsseite parallel zum See angeordnet bleiben. Dagegen äußerten Josef Leis (FW) und Ursula Scriba (Bürgerlisten) Bedenken. Rund um den See seien Boots- und Fischerhäuser direkt am Ufer giebelseitig zum Wasser ausgerichtet, sagte Leis. Die Neubaupläne seien eine "Bausünde ersten Ranges". Der Seeblick werde verbaut. Der Fuß- und Radweg führe zu dicht hinter dem Haus vorbei. Leis warf dem Bauherrn vor, sich zu wenig Alternativen überlegt zu haben. Er schlug vor, das Gebäude mit dem Giebel zum See zu drehen und weiter vom Ufer wegzurücken.

Das bisherige Gebäude ist viel zu klein für die Wasserwacht, die an schönen Sommertagen die Sicherheit von 3000 Badegäste im Auge haben muss. (Foto: Hartmut Pöstges)

Scriba stimmte mit Leis überein. Sie forderte einen Holz- statt eines massiven Ziegelbaus. Susanne Huber (FW), Ernst Ramerth und Anton Huber (beide Wählergruppe Holzhausen) bemängelten die Riegelwirkung des Baus. Sie forderten, das Haus zweizuteilen.

Die Nähe zum Wasser sei nötig, sagte Ingo Roeske, technischer Leiter der Kreiswasserwacht und Vorsitzender der Wolfratshauser Wasserwacht, die an der Station tätig ist. Mit einem 50 bis 70 Meter vom See entfernten Gebäude könnten sie Badegäste im Wasser kaum überblicken. Der Wachraum mit drei Arbeitsplätzen müsse direkt am See sein, um Einsätze auf dem Wasser zu koordinieren. Deswegen lasse sich das Haus schlecht drehen. Nur in einem größeren Lagerraum ließen sich die Rettungsinstrumente lagern, deren Zahl stark gestiegen sei, sagte Roeske. Das Bootshaus sei für die beiden übereinander angeordneten Rettungsboote zu eng. Die Sanitäranlagen müssten heutzutage nach Geschlechtern getrennt sein.

Roeske schloss aus, die Station zweizuteilen. So müssten die Einsatzkräfte mit ihrer 25 Kilogramm schweren Ausrüstung über den Fußweg sprinten. Das sei einsatztaktisch unmöglich. Wegen gestiegener gesetzlicher Bauvorschriften seien alle der neueren Wasserwachtbauten am See größer geworden, sagte Roeske. Ein Massivbau sei besser als Holz zu desinfizieren und wintertauglich. Zumindest acht Wasserretter seien in der Station anwesend. 80 Aktive leisteten ehrenamtlich Dienst. Das sei zu beachten, mahnte Grasl. Helge Strauß (CSU) trat für den Neubau ein. Man müsse der Jugend etwas bieten, um Nachwuchs zu bekommen, sagte er. Der Standort habe sich bewährt, sagte Erholungsflächenverein-Geschäftsführer Jens Besenthal auf Nachfrage. Alternative Lösungen habe man eingehend geprüft. Diese seien kaum zu bewerkstelligen. Dann bräuchte man ein neuen Steg und eine Gleisanlage, ohne die Boote im flachen Wasser nicht in den See gelangten, was wesentlich mehr koste. Besenthal hofft, die Münsinger Gemeinderäte beim Ortstermin zu überzeugen.

© SZ vom 22.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: