Münsing:Unbedingter Siegeswille

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Luis Schmidt (re.) zeigt Körperbeherrschung und schnelle Auffassungsgabe. Damit hat der 13-jährige Judoka zahlreiche Kontrahenten zu Fall gebracht. (Foto: privat)

Der 13-jährige Luis Schmidt aus Münsing hat vor fünf Jahren mit Judo begonnen und gleich alle fünf Kämpfe seines ersten Turniers gewonnen. Seitdem ist er vielfacher Meister

Von Benjamin Engel, Münsing

Luis Schmidt braucht neben Ausdauer und Kondition vor allem Reaktionsschnelligkeit. Denn er muss jederzeit wissen, wie sein Gegner reagieren wird. Mindestens genauso wichtig ist es für den 13-Jährigen, sich richtig fallen zu lassen. Damit kann er Verletzungen vermeiden und sich gegen seinen Gegner selbst dann noch verteidigen, wenn er den sicheren Stand verloren hat. All das beherrscht der Münsinger Judoka nahezu perfekt. Der junge Sportler konnte in diesem und im Vorjahr zahlreiche Titel in der Altersklasse U15 gewinnen.

2014 wurde er in der Gewichtsklasse unter 40 Kilogramm oberbayerischer Meister, südbayerischer Vizemeister, bayerischer Meister und Dritter bei den süddeutschen Meisterschaften. In diesem Jahr gewann er im Team mit dem TSV Großhadern die bayerische Meisterschaft und wurde Dritter in der süddeutschen Team-Meisterschaft. Der Verein aus dem Münchner Stadtteil hatte ihn eigens für die Titelkämpfe von seinem Stammverein SV Ammerland-Münsing verpflichtet. Ein durchaus üblicher Schritt bei erfolgreichen Judo-Sportlern. In seiner Gewichts- und Altersklasse gehört Luis Schmidt zu den besten Sportlern in ganz Bayern. Im Judo gehört er dem Oberbayern- und Bayern-Kader an.

Angefangen hat für Luis Schmidt alles mit seinem Vater. "Ich habe alte Medaillen in seinem Büro gefunden", erzählt er. Denn Rainer Schmidt übte den Judo-Sport selbst 20 Jahre lang aus, musste schließlich wegen Knieproblemen aufhören. Als Achtjähriger begann Luis 2009 im Judoverein Ammerland-Münsing zu trainieren. Nur ein Jahr später nahm er an seinem ersten Turnier teil. In Erding kämpften 130 Kinder gegeneinander und Luis gewann alle seine fünf Kämpfe und damit das Turnier. "Wir haben früh gesehen, dass er mit Judo seine Sportart gefunden hat", sagt sein Vater. Vor allem habe ihm der unbedingte Siegeswille seines Sohnes imponiert, den er selbst so nie gehabt habe.

Und beide sind ein echtes Team. Mehr als 5000 Kilometer waren sie im Vorjahr gemeinsam mit dem Auto an 20 bis 25 Wochenenden unterwegs, zu Turnieren und Lehrgängen. In den ersten Monaten dieses Jahr ist noch einmal dieselbe Kilometerzahl hinzugekommen. Außerdem trainiert Luis Schmidt zweimal in der Woche bei seinem örtlichen Judoverein in Münsing und zweimal in der Woche am Olympiastützpunkt in München-Großhadern. Neben einer halben Stunde zum Aufwärmen stehen Techniktraining und Probekämpfe auf dem Programm, manchmal klettert er danach noch an Seilen. Im Sommer gehe er zudem gern im Starnberger See schwimmen, sagt Luis.

Wie er bei all dem Training auch noch das Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium in Icking meistern kann? "Ich habe keine Probleme in der Schule", sagt der 13-jährige cool. Und Freizeit, um Freunde zu treffen, bleibe auch noch übrig. Das ist auch seinem Vater wichtig. Denn sollte die Schule unter dem Sport leiden oder sein Sohn den Spaß verlieren, sei es besser, mit Judo aufzuhören, findet er.

Die Freude am Sport und eine wichtige Prise Ehrgeiz, treiben Luis an. "Ich will jeden Kampf gewinnen", sagt er. Was ihn daran so fasziniert, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Das sei so verschieden, sagt er. In so vielen Bereichen sei er gefordert. Man müsse Ausdauer und Kondition haben und "sehr schnell im Kopf sein". Nur überheblich gegenüber dem Gegner dürfe niemand sein. "Im Judo ist alles möglich."

In diesem Sport geht es darum, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, bis dieser mit beiden Schultern auf der Matte liegt. Sollte dies nicht gelingen, werden für bestimmte Aktionen Punkte vergeben. Wer mehr erreicht, gewinnt den Kampf.

Entscheidend sei es, möglichst viele Techniken und Kombinationen zu erlernen, um auf jede Aktion des Gegners richtig reagieren und selbst agieren zu können, sagt Luis. Die schaut er sich gerne auch von seinen Idolen ab, die er in Bundesligakämpfen gesehen hat. Zu ihnen zählen der Olympiasieger von 2008, Ole Bischof, oder Sebastian Seidl vom TSV Abensberg.

Warum Luis so viel Anstrengung auf sich nimmt? Sein großer Traum sei es, in der Altersklasse U18 auf die deutsche Meisterschaftsebene zu kommen, sagt er. Dass er Brillenträger ist, sei kein Handicap. Auch wenn er diese im Kampf abnehme, sehe er seine Kontrahenten gut genug, sagt er.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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