Münsing:Schlanker Fang

Weil die Seen im Voralpenland immer sauberer werden, sind die Renken inzwischen oft zu klein für den Wirtshaus-Teller

Von Benjamin Engel

Münsing: Renken sind mit den Forellen verwandt und galten wie diese als Portionsfische. Doch inzwischen servieren viele Wirte statt einem Fisch drei Filets.

Renken sind mit den Forellen verwandt und galten wie diese als Portionsfische. Doch inzwischen servieren viele Wirte statt einem Fisch drei Filets.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Von einem fetten Fang träumen viele, seien es nun Hobbyangler oder Berufsfischer. Seit einiger Zeit müssen sie sich jedoch alle miteinander mit etwas magereren Fängen begnügen, zumindest was den Brotfisch an den Seen im Oberland - die Renke - betrifft. Das werden auch die vielen Menschen im Landkreis zu spüren bekommen, für die das Fischessen am Aschermittwoch einfach dazugehört. Vermehrt servieren die Wirte ihren Gästen keine ganzen fangfrischen Renken mehr, sondern nur noch Filets.

Woran das liegt? Die Renke wird seit Jahren im Schnitt immer kleiner. Denn durch die Ringkanalisationen und Kläranlagen werden die Seen immer sauberer. Ihr Phosphatgehalt nimmt ab, was zwar die Badegäste freut, den Fischen jedoch das Nahrungsangebot einschränkt. Denn je geringer der Phosphatgehalt ausfällt, desto weniger Plankton bildet sich, von dem sich die Renken ernähren.

"Vor 30 Jahren waren die Renken zu groß, jetzt sind sie zu mager", sagt Fischer Manfred Kneidl aus Kochel am See. Die Renken seien am Kochelsee früher durchschnittlich 400 Gramm schwer gewesen. Heutzutage fange er zum großen Teil nur noch halb so schwere Exemplare um die 200 Gramm. Mittlerweile sei der Phosphatgehalt im See auf ein Zehntel der früheren Werte gesunken, schätzt er. Dadurch sei weniger Biomasse im Kochelsee - und damit magerere Renken.

Die Gastronomie wolle viele der kleinen Fische nicht mehr, sagt der Fischer vom Kochelsee. Deswegen filetiere er seinen Fang nun vermehrt. Er verdiene mit den Renken auch nur noch ein Viertel früherer Jahre. Das gleiche er durch seinen Fischzuchtbetrieb aus.

Bejammern oder problematisieren wollen die Fischer aus der Gemeinde Münsing am Starnberger See die Entwicklung nicht. Doch auch hier werden die Renken immer kleiner. Das sei eine allgemeine Entwicklung, sagt Johann Strobl aus Ambach. Die Renken würden zwar mengenmäßig nicht weniger, aber immer magerer. Die Gastronomen hätten allerdings gerne mindestens 250 Gramm schwere Exemplare, sagt er. Das bringe er im Winterhalbjahr vielfach nicht mehr hin. Jammern wolle aber nicht. Denn ein Lebensmittel zu liefern, das in einem See aufwachse, der Trinkwasserqualität habe, sei nicht mehr zu übertreffen.

So sieht das auch Susanne Huber aus Sankt Heinrich ganz am südöstlichen Ende des Starnberger Sees. Große Probleme habe sie nicht. Wenn die geschlechtsreifen Renken im Augenblick nur noch 180 Gramm hätten statt 300 bis 350 Gramm wie früher, dann müssten sich alle eben umstellen. Darüber hinaus überrasche der See sie jeden Tag. Fange sie wenig Renken, seien diese vielfach klein, sagt Huber. "Wenn man mehr fängt, sind die größer." Erklären kann sie sich das nicht.

Was für den Starnberger und Kochelsee gilt, beobachtet auch Berufsfischer Johann Rieger am Walchensee. Seit drei Jahren fange er durchschnittlich kleinere Renken. Er kann verstehen, dass den Gastronomen Renken mit 200 Gramm zu wenig seien und sie lieber Filets von ihm wollten. "Zwei Fische auf dem Teller schaut blöd aus."

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