Münsing:Mit den alten Problemen ins neue Schuljahr

Die Inklusion an der Münsinger Grundschule läuft im Sparmodus, das Ministerium macht den Eltern keine Hoffnung auf Verbesserungen.

Benjamin Engel

Nach einem Jahr Inklusion sind die Verhältnisse in der Münsinger Grundschule alles andere als ideal. Die Schule fordert mehr Förderstunden und Anrechnungsstunden für Lehrkräfte sowie Verbesserungen in der Lehrerausbildung. So ist es auf der Homepage zu lesen.

Auf zusätzliches Personal oder finanzielle Mittel kann die Einrichtung aber vorerst nicht hoffen, wie Ludwig Unger, Pressesprecher am bayerischen Kultusministerium, sagt. Der Oberammergauer Landtagsabgeordnete Florian Streibl (Freie Wähler) kündigt einen Antrag seiner Fraktion zur Inklusion an. Sein Bad Heilbrunner Kollege Martin Bachhuber (CSU) sieht wenig Chancen für mehr Ausgaben in diesem Bereich.

Zum Schuljahr 2011/12 gab es in Bayern 41 sogenannte Inklusionsschulen. Deren Ziel ist es, Kinder mit und ohne besonderen Förderbedarf gemeinsam zu unterrichten. Die Münsinger Grundschule ist eine davon - die einzige im Landkreis. Seitdem arbeitet dort eine zusätzliche Lehrkraft zehn Wochenstunden. Außerdem unterrichtet eine Förderschullehrerin 13 Stunden pro Woche in Münsing. Zu wenig, wie Claudia Fleschutz vom Elternbeirat findet. "Die Lehrer müssen jetzt viel mehr Aufgaben als vorher übernehmen", sagt sie. "Die Situation an der Schule ist für alle komplizierter geworden."

Zum vergangenen Schuljahr besuchten 22 Kinder mit Förderbedarf die Münsinger Grundschule. Ein Kind habe eine geistige Behinderung. Andere litten unter sozial-emotionalen Störungen, sagt Fleschutz. Das heißt, sie hinkten in ihren intellektuellen Fähigkeiten hinterher oder könnten sich nicht in den Klassenverband eingliedern. Laut Fleschutz unterrichten die Lehrkräfte die Kinder in den ersten beiden Klassen gemeinsam.

In Deutsch und Mathematik werden die Drittklässler mit Förderbedarf bisher zehn Stunden parallel unterrichtet", sagt sie. Im kommenden Schuljahr gibt es jedoch auch Kinder mit Förderbedarf in der vierten Klasse. Daher erhielten diese Schüler in der dritten und vierten Klasse nur noch jeweils fünf Stunden parallelen Unterricht in Mathematik, sagt die Elternbeirätin.

Die Förderschullehrerin arbeite zusätzlich mit einzelnen Schülern alleine, erklärt Fleschutz. Doch 13 Stunden für 22 Inklusionskinder, das ist in ihren Augen nicht gerade viel. Angesichts der breiten Herausforderungen würde sie sich zwei Lehrer pro Klasse wünschen. "Ein Lehrer und ein Sozialpädagoge in einer Klasse wären ideal."

Als Feigenblatt bezeichnet der Landtagsabgeordnete Streibl das Modell der Inklusionsschulen. "Das hat man ins Leben gerufen und den Schulen weder die entsprechende räumliche, noch technische und personelle Ausstattung gegeben", sagt er. Die Staatsregierung dürfe nicht nur auf das Engagement der Lehrer hoffen, sagt Streibl.

Für eine echte Inklusion braucht es aus Streibls Sicht mehr und anders ausgebildete Lehrer. Zudem müssten die Schulen mehr Spielräume haben. "Kurzfristig muss die Regierung Fortbildungen anbieten, damit sich die Lehrer das notwendige Wissen aneignen können."

Ohne zusätzliche finanzielle Mittel sei das aber nicht zu bewerkstelligen. Den Doppelhaushalt für die Jahre 2013/14, über den der Landtag im Herbst beraten wird, begreift Streibl deshalb als Nagelprobe. Es werde sich zeigen, ob die Staatsregierung mehr Geld für die Inklusion zur Verfügung stelle. "Wir werden Anträge stellen, dass da aufgestockt wird."

Die CSU-Landtagsfraktion trifft sich im September zur Klausurtagung im Kloster Banz. Dort möchte Martin Bachhuber die Situation an der Schule in Münsing ansprechen. "Wir können aber keine Lex Münsing machen", sagt er. "Die Wünsche der Opposition und der Bürger sind größer als das vorhandene Budget."

Kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs Mittwoch in einer Woche möchte das Kultusministerium weitere knapp 40 Schulen mit dem Profil der Inklusion bekannt geben. Das bestätigt Ministeriumspressesprecher Ludwig Unger. Seinen Angaben nach stehen vom Schuljahr 2012/13 weitere 100 Planstellen für die Inklusion zur Verfügung. "Die kommen aber in erster Linie den neuen Inklusionsschulen zugute."

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