Münsing:Ein bisschen platt

Münsing: Mal SUV fahrende Tussi, mal grenzdebiler Mann: Barbara Weinzierl bedient Klischees - dem Publikum gefällt's.

Mal SUV fahrende Tussi, mal grenzdebiler Mann: Barbara Weinzierl bedient Klischees - dem Publikum gefällt's.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Kabarettistin Barbara Weinzierl im ausverkauften Münsinger "Freiraum". Ihr wahres Talent ist das Improvisationsspiel

Von Sabine Näher, Münsing

Weibliche Kabarettisten machen es sich mitunter allzu leicht. Mit frivol-schlüpfrigen Texte, entsprechend bekleidet oder auch unbekleidet, appellieren sie dann an die niedrigsten Instinkte der Zuschauer. Und es gibt immer eine Reihe von Männern im Publikum, die darauf unmittelbar, quasi reflexartig, mit derb anerkennenden Kommentaren reagieren. Auch Barbara Weinzierl war am Donnerstagabend im bis auf den letzten Platz besetzten Münsinger "Freiraum" nicht frei davon.

Schon als sie meinte: "Warm herinnen - ich zieh' mich mal a bisserl aus", gab es ein zustimmendes Echo. Als sie dann einen aufreizenden Tanga auf die enge schwarze Jeans und einen grünen Anmach-BH über die Rüschenbluse zog (wozu bloß?), löste das unter einigen Herren einen kleinen Tumult aus. Auch die Verwendung bestimmter F-Wörter scheint immer noch zu genügen, um lustvolle Schein-Entrüstung zu provozieren.

In geistiger Verwandtschaft dazu standen Weinzierls Männerparodien. Da gab es den grenzdebilen Toni, der erst einmal eine Pinkelszene (inklusive Abschütteln) hinlegen musste, um dann ein Gstanzl vorzutragen, das ebenfalls an die Grenzen des guten Geschmacks ging. Noch schlimmer kam es aber mit dem "Hubert aus Wien - und seiner Sicht auf die Emanzipation": "Früher ging meine Frau in die Turnhalle, um zu turnen. Jetzt geht's hin, um Deutsch zu unterrichten. Junge, muslimische Männer, die unser Frauenbild so gar nicht teilen. Statt dass' mir zu Haus' wieder amal a Schnitzl brat..." Es folgten die schlimmsten Klischees und Vorurteile, alle Stammtischparolen zu dieser Thematik wurden aufgefahren. Angelegt als Parodie, sicher. Aber da fehlte irgendwie die Überhöhung. Und es kam die bange Frage auf, worüber genau jetzt eigentlich gelacht wird.

Diese Empfindung stellte sich wiederholt ein, etwa als die Ökotussi vorgeführt wurde, die im SUV zum Biomarkt rauscht, um ein Waschmittel zu kaufen, das die Umwelt schont, oder die TV-Yogalehrerin, die im Kurs "Yoga für Hausfrauen" die bekannten Yogastellungen mit hausfraulichen Tätigkeiten kombiniert ("Jetzt geh'n wir in den 'staubwedelnden Hund' - und jetzt machen wir die 'kapitulierende Klobürste'. Namaste!").

Weinzierl überzieht, so dass die Lacher etwas billig eingekauft sind. Etwas mehr Subtilität wäre schön gewesen. So blieb auch die mittlerweile bei Kabarettistinnen anscheinend unumgängliche Besoffenen-Nummer nicht aus. Wie meist war diese auch hier eher peinlich als lustig. Soweit der eher klamaukige Teil der Veranstaltung.

Dass Weinzierl es auch differenzierter angehen kann, bewies sie indes als "Frau Wiebke Schmackenborn" (auch wenn diese ein wenig bei Constanze Lindner abgekupfert schien), die ihren Sohn, den Hans, vergöttert. "Der hat jetzt seinen Bachelor! Das schaffen nicht viele. Und eine erste Festanstellung für drei Wochen als Facility-Manager bei BMW..." Voller Bewunderung verkündet sie weiter, er mache ja nun auch beim "Hasch-Tag" mit: "Also ich hab' früher ja auch gerne den einen oder anderen Joint geraucht. Aber gleich den ganzen Tag?" Doch auch die Nummer endete im Slapstick, als sie den "Computerabsturz" zu wörtlich nahm und darauf den Sohn mit einem schlicht nicht gut gemachten Rap auftreten ließ.

Ziemlich witzig dagegen die Darstellung der "Probleme der Frau um die Fünfzig": "Wenn's stirbt, sagen alle, 'Die war doch noch so jung!'. Aber wenn's noch lebt...?" Der Fehlschlag mit der "Anti-Aging-Schnupperbehandlung" ("Da hätten Se mal früher kommen soll'n!") führt zum "Happy-Aging-Kurs": Wandern mit Senioren im Schwarzwald. Die Parodie der Alten, die in L.A. zur Schönheits-OP war, ist die logische Fortsetzung.

Das Beste aber kommt zum Schluss: Weinzierl hat die Besucher Begriffe notieren lassen. Nun erzählt sie spontan improvisierend die Geschichte, wie sie heute aus - "Woher?" - "Timbuktu!" - "Ja, das ist gut!" - nach Münsing geflogen (!) kam, lässt sich die Begriffe zurufen und strickt diese geschickt in ihre Erzählung ein. Das ist tatsächlich beeindruckend. Vielleicht sollte sie sich ganz aufs Improvisations-Theater verlegen?

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