München:Vater gesteht Missbrauch

Landgericht München kündigt Urteil für Mittwoch an

Von Benjamin Engel

Ein 42-jähriger Mann aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen soll seine Tochter 44 Mal sexuell missbraucht haben. Auch schwere Fälle werden ihm zur Last gelegt. Dafür muss er sich derzeit vor der Jugendkammer des Landgerichts München II verantworten. Zu den Übergriffen soll es zwischen 2011 und 2013 und nochmals im Juli und August des Vorjahres gekommen sein. Mitte 2013 hatte die damals sechsjährige Tochter ihrer Mutter erstmals von den Übergriffen des Vaters erzählt. Trotzdem lebte der IT-Berater noch bis Januar 2015 mit seiner inzwischen von ihm geschiedenen, heute 39-jährigen Frau zusammen. Die Ehefrau verzichtete zunächst darauf, ihn anzuklagen und forderte ihn auf, in Therapie zu gehen. Erst dann trennten sie sich endgültig. Er zog aus. Seine beiden Kinder - 2012 wurde noch ein Sohn geboren - waren auch danach an den Wochenenden häufig in seiner Wohnung. Nach den erneuten Übergriffen im Juli und August 2015 zeigte die Frau ihn an. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Der Mann räumte die Missbrauchsfälle ein.

Der Angeklagte sagte, dass er sich nicht erklären könne, wie es zu den Übergriffen gekommen sei. Er habe zuvor nie sexuelle Fantasien mit Kindern gehabt. Während der Übergriffe habe er seinen Verstand ausgeschaltet. Nachher hätten sich stets Schuldgefühle eingestellt. "Ich wusste, dass es nicht richtig ist, was ich tue." Er gab an, seine Tochter anfangs nur gestreichelt zu haben, später sei es zu mehr gekommen. Im Juli 2013 offenbarte sich die Tochter ihrer Mutter. "Wir sind übereingekommen, dass sie mich nicht anzeigt, sondern ich eine Therapie mache", sagte er. Das tat er dann auch.

Im Oktober 2014 kündigte die Ehefrau an, sie werde sich von ihm scheiden lassen. Drei Monate lebten sie noch unter einem Dach. Dann zog er endgültig aus. Wie es zu den erneuten schweren Übergriffen an den Wochenenden im Juli und August 2015 gekommen war, konnte er nicht erklären.

Nach einem Rechtsgespräch mit der Staatsanwältin und dem Verteidiger teilte das Gericht die Bereitschaft mit, das Verfahren für die Fälle von 2011 bis Juli 2012 einzustellen. Richterin Regina Holstein legte dar, der Verteidiger habe die Zahl der Fälle als problematisch angesehen, da sich die sexuellen Übergriffe schleichend entwickelt hätten. Vorfälle von Juli 2012 an würden allerdings nicht bestritten. Die Richterin erklärte, sie halte eine Freiheitsstrafe von sieben bis siebeneinhalb Jahren für angemessen. Es spiele eine Rolle, dass der Angeklagte frühzeitig ein Geständnis ablegte. Somit bleibe seiner Tochter erspart, vor Gericht auszusagen. Hinzu komme, dass der Mann nicht vorbestraft sei. Die Richterin erklärte allerdings, dass sich daran noch etwas ändern könnte, sollten sich im Verfahren weitergehende Vorwürfe herausstellen. Die Verhandlung wird an diesem Mittwoch fortgesetzt.

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