Motorradunfälle im Landkreis:Raser fallen mehr auf

91 Motorradfahrer sind im Landkreis heuer bereits verunglückt. De Polizei spricht dennoch von einem durchschnittlichen Jahr.

Fritz Espenlaub

Mehr Motorradunfälle denn je ereignen sich dieses Jahr im Landkreis. So mag es zumindest manch einem erscheinen. Kaum ein Wochenende scheint zu vergehen, ohne dass man von Motorradunglücken erfährt. Von einem Massenphänomen kann jedoch keine Rede sein. Denn die meisten Kraftradfahrer kommen zwar sicher ans Ziel, jedoch selten in den Polizeibericht.

beschaedigte Leitplanke mit Grablichtern und einem Holzkreuz mit Trauerflor am Kesselberg zur Auffahrt zum Walchensee nach einem Motorradunfall

Kreuze und Kerzen an den Leitplanken sind keine Seltenheit. Viele Motorradfahrer überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und unterschätzen zugleich die Risiken ihres Freizeitvergnügens.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zwar gab es heuer mit 91 bisher schon mehr Motorradunfälle als im gesamten vergangenen Jahr, als die Polizei im Landkreis 73 Unfälle mit Motorradbeteiligung zählte. Doch auf die letzten zehn Jahre betrachtet liegt 2011 bis jetzt höchstens leicht über dem Durchschnitt. Laut Lars Werner, Verkehrssachbearbeiter in der Polizeiinspektion Bad Tölz, sind in den vergangenen zehn Jahren in der Regel 80 bis 90 Unfälle pro Jahr passiert.

Die Zahlen seien wetterabhängig, bei schönem Wetter seien auch mehr Leute auf zwei Rädern unterwegs, sagt er. Im Jahrhundertsommer 2003 kam es beispielsweise zu 129 Unfällen. Werner sieht die Entwicklung im laufenden Jahr aber insgesamt "im Rahmen". Der subjektive Eindruck, dass viele Unfälle passierten, entstehe natürlich leicht. "Ich denke, die die rasen, fallen mehr auf. Der größte Teil fährt schon gesittet."

Einer der gesitteten Fahrer ist der Beuerberger Andreas Porzelt. 1997 hat er eine Fahrgemeinschaft für Motorradfahrer gegründet. Er hat vor kurzem erst sein neues Hobby entdeckt und war auf der Suche nach Mitfahrern. Es entstand die "Motorrad-Interessengemeinschaft 1997" (MIG 97). Porzelt organisiert Gruppenfahrten für Gleichgesinnte, oft in der Region, aber auch nach Norddeutschland oder ins europäische Ausland.

Die Fahrgemeinschaften haben feste Regeln, an die sich die Teilnehmer halten müssen. Porzelt formuliert den obersten Grundsatz der Gemeinschaft so: "Die Gruppe fährt nur so schnell, wie der Schwächste es sich zutraut." Auch andere Verhaltenstipps gibt der Verein, zu finden in einer detallierten Auflistung auf seiner Internetseite. Blickkontakt, Sicherheitsabstand und vernünftige Überholmanöver ("Auch das Blinken nicht vergessen!") werden dort angemahnt.

Auf eine Fahrt mitgenommen werde grundsätzlich jeder, der das Motorrad "nicht als Potenzhilfe benötigt", erklärt Porzelt. Die Vorkehrungen scheinen sich auszuzahlen: Auf den Hunderten von Fahrten seit es die Vereinigung gibt, habe es nicht einen einzigen Unfall gegeben, sagt Porzelt. Blindwütige Raser hält er für eine Ausnahme. Die meisten Kraftradfahrer im Landkreis seien Familienväter mittleren Alters, den typischen Motorradfahrer der "MIG '97" beschreibt er als "beruflich erfolgreich und zufrieden mit sich". Leute eben, die mit dem Fahren nichts kompensieren müssten.

Auch Ulrich Habel aus München sieht dies so. Der Mitarbeiter des Bayrischen Rundfunks betreibt einen Blog, in dem er Motorrad-Touren im Münchner Umland vorstellt. Mit rücksichtslosen Extremfahrern will er nichts zu tun haben. Für ihn liegt der Reiz des Fahrens in der Landschaft, die er unterwegs entdeckt. Auf der Autobahn fährt er nicht so gerne. "Ständig wird man von Autos überholt."

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