Mitten in Wolfratshausen:Schnelles Helles

In der Wahlnacht ist es schwer, in einem Wolfratshauser Wirtshaus ein Feierabendbier zu bekommen. Die Suche endet im Gewerbegebiet

Von konstantin kaip

Viel zu feiern gab es am Sonntagabend nicht. AfD-Anhänger mögen das anders sehen, vielleicht auch die ein oder anderen Freien Demokraten oder Grünen, die sich von den Schwierigkeiten einer Jamaika-Koalition nicht beirren lassen wollen. Alle anderen werden nicht das Bedürfnis verspürt haben, die Nacht zum Tag zu machen. Schon klar. Aber ein Feierabendbier? Wenn man bis in die Nacht zusammensitzt, um über die Wahl zu berichten und die kurz vor Ultimo eintrudelnden Ergebnisse in die Zeitung zu hacken, dann hat man sich das schon verdient. Das dachten sich zumindest ein paar Redakteure, die gegen Viertel vor elf in die Wolfratshauer Nacht hinaustraten.

Sie gingen über den Sebastianisteg, der in verheißungsvollem Discolicht leuchtete, zu dem einladenden Wirtshaus am Fluss. Dort aber begrüßten sie nur aufgestuhlte Tische und eine Bedienung, die freundlich erklärte, sie habe die Endabrechnung leider schon gemacht und dürfe den Zapfhahn nicht mehr bedienen. Im anderen Gasthof im Markt brannte da längst kein Licht mehr. In der Verzweiflung blieb nur noch die Tankstelle. Dort konnte man zwar die Flaschen im Kühlschrank sehen, die Schiebetür blieb aber zu. Und an der Kneipe nebenan leuchtete nur das Schild mit der angeblichen Öffnungszeit bis 1 Uhr - hinter den Fenstern war es jedoch schwarz, die Tür fest verriegelt.

Nicht gewillt, aufzugeben, fand sich das tapfere Team schließlich in einem Schnellrestaurant im Gewerbegebiet wieder, wo man das Bier in Pappbecher füllte. Es wurde ein schnelles Helles. Passend eigentlich zum Wahlabend. Man muss es ja nicht übertreiben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: