Wolfratshausen hat manches, was Geretsried nicht hat: eine Altstadt etwa, einen Bahnhof und einen Bergwald. Andersherum ist es jedoch beim Platz. Wo in der Loisachstadt einfach nichts mehr geht, ist in Geretsried noch vieles möglich. Und so schauen die Wolfratshauser hin und wieder auch mal neidisch in Richtung Nachbarstadt. Besonders, wenn dort Volksfest ist. Denn das haben zwar beide Städte. Allerdings verdient das in Wolfratshausen, zumindest wenn es nach der SPD-Stadträtin Roswitha Beyer geht, den Namen nicht. "Zu dem Parkplatz da Volksfest zu sagen ist eine Anmaßung", sagte sie im Kulturausschuss. Der hat schließlich beschlossen, das "Volksfesterl", wie es wiederum Peter Plößl (CSU) nannte, künftig in anderer Form stattfinden zu lassen als bislang mit einem Dutzend Buden und Fahrgeschäften auf dem Loisachhallenparkplatz.
Wie ein Volksfest sein soll, das haben die Stadträte in Geretsried gesehen: mit Bierzelt, Festwirten, vielen Besuchern und toller Stimmung. "Das war wirklich so, wie man es sich vorstellt", sagte Beyer. Und Renate Tilke (CSU) fand den Festzug mit Vereinen in der Nachbarstadt sogar "phänomenal". In der Begeisterung schlug dann SPD-Sprecher Fritz Meixner vor, Wolfratshausen solle sich doch einfach am Geretsrieder Volksfest beteiligen, zum Beispiel mit einem "Wolfratshausen-Tag". Man müsse nur den Shuttle-Bus verlängern, pflichtete ihm Beyer bei. Ein interkommunales Volksfest also, passend zum geplanten gemeinsamen Hallenbad. Beschlossen wurde die Idee dann aber nicht. Nun liegt es an den Wolfratshausern: Wenn sie ein Stück vom Geretsrieder Volksfest wollen, müssen sie nur dem Beispiel der Italiener folgen, die am mittleren Wiesn-Wochenende scharenweise aufs Oktoberfest strömen. Das heißt nun auf ewig "Italienerwochenende".