Mitten in Wolfratshausen:Zu viel Fantasie ist auch nix

Die Polizei im Rauschzustand - das kann nicht sein. Oder?

Von benjamin Engel

In Wackersberg beim Rückwärtsfahren Pkw übersehen, Sachbeschädigung an Kfz in Lenggries, Einbruchsversuch in Penzberg: Manchmal, wie am Montag zu Beginn der Osterferien, klingen die Überschriften in den Pressemitteilungen der regionalen Polizeiinspektionen so sachlich und dröge, dass echte Spannung kaum aufkommen mag. Beim Journalisten weckt das den starken Impuls, die Meldung gleich wegzulegen und nicht mehr weiterzulesen. Und auch für die Polizeibeamten mag es ernüchternd sein, sich den lieben langen Tag mit "Business as usual" und eher geringfügigen Petitessen herumschlagen zu müssen.

Da scheint in Burghausen im östlichen Grenzgebiet von Bayern zu Österreich mehr los zu sein. "Polizei ermittelt nach Drogenkonsum", heißt es in einer Meldung der dortigen Beamten. Daran bleibt der Blick des Journalisten natürlich sofort hängen. Und seine Fantasie ist geweckt. Denn wie gehen denn Beamte im Rauschzustand auf die Jagd nach dem Verbrechen? Was genau haben sie konsumiert? Und wie erfolgreich waren die Ermittlungen? Womöglich klängen die Meldungen aus dem Landkreis interessanter, wenn auch die hiesigen Beamten - aber nein, so war es bestimmt nicht gemeint, Polizisten würden im Dienst keine Drogen konsumieren, und auch nicht privat.

Manchmal kann die Fantasie einfach auch zu weit führen, wie der Song "Razzia" des Austro-Barden Reinhard Fendrich aus den Achtzigerjahren deutlich zeigt. Darin tippt die Polizei nach einer Beschwerde über den Lärm aus dem Untergrund auf ein Rauschgiftnest - und hundert Mann rücken aus. "Doch als wir dorten angelangt, da wurde nicht herum herumgepunkt, wir ham den Augen nicht getraut, es war ein Fernseher zu laut." Ja, so banal sind viele Einsätze auch heute noch.

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