Mitten in Wolfratshausen:Tippen mit bumm tschick

Manchmal können Nachbarn eine rechte Plage sein - vor allem bei geöffneten Fenstern.

Von Claudia Koestler

Ein Klassiker stand dieser Tage auf dem Spielplan in der Loisachstadt, zwischendurch auch als sehr frühe Matinee-Vorstellung: "Viel Lärm um nichts". In der Hauptrolle: eine Stereoanlage, vielleicht auch ein Computer oder MP3-Spieler, in Begleitung großer Boxen. Gemeinsam erschütterten sie die Bretter, die uns den Arbeitsplatz bedeuten. Wer das Theater inszenierte? Ein Mensch von nebenan.

Es geht darum, dass es die Redaktion dieser Tage sehr gut hören konnte, dass jemand zu Hause abschaltete - mittels richtig viel Getöse. Denn wir haben Nachbarn, die gerne das Fenster aufreißen und dabei das Schlimmste aus den 80ern, 90ern und von heute, technolastig und mit leichtem Trance im Abgang, hören. Ach was, hören: mit der Welt teilen wollen. Bumm tschick, bumm tschick, gefolgt von btts, tsst, btts, tsst.

Wie schon Wilhelm Busch sagte: "Musik wird oft nicht schön gefunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden." Die unfreiwillige Beschallung während der Arbeit brachte einen zunächst in Wallung und machte dann hypersensibel: Erst mal tief durchatmen (zehn Dezibel), horchen, ob's mit geschlossenen Fenstern besser ist (70 Dezibel), seufzen (40 Dezibel) und ein Mineralwasser aus dem Kühlschrank holen (50 Dezibel). Änderte aber nichts. Was also tun? Kontra geben mittels Ode an die Freude? Zurücksingen? Einen Schutzwall aus Notizen bauen? Doch der Beschallung mit solchen Mitteln zu Leibe zu rücken, ging nicht. Schon gar nicht, weil ein früher Andruck im Genick saß und jede Minute zählte. Also Ohren zu und schnell weiter getippt.

Heute, heute aber will die Konzentration einfach nicht gelingen. Irgendetwas ist seltsam anders. Was ist da los? Alles still im Nebenhaus. Auf einmal geht gar nichts mehr. Der Rhythmus war offenbar schon ganz unfreiwillig in die Finger übergegangen. Wie soll denn jetzt der Text ohne peitschende Taktvorgabe fertig werden bis zum Andr. . .

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