Die Pfandflaschen stapeln sich, das Unkraut wuchert im Garten, die Wäsche quillt im Korb stetig über: Es gibt einfach Dinge, die man irgendwie nicht gerne macht. Und die man deshalb so lange wie irgend möglich vor sich herschiebt. Im konkreten Falle gesellt sich zu den Haushaltspflichten auch noch der Besuch beim Friseur des Vertrauens dazu. Ganz bestimmt hat dieser schon von der alten Dienstleister-Regel gehört: Der Kunde ist König. Trotzdem hält es besagter Coiffeur offenbar lieber mit Gaby Köster, die einmal in ihrer Comedy-Sendung klarstellte: "Der Kunde ist König, aber an der Kasse sitzt die Kaiserin!"
Regelmäßig unterliegt man also der Prozedur, dass man den Dienstleister mit den Scherenhänden mit einem simplen Auftrag quält: Kürzen und so etwas wie eine Frisur zaubern. "Was haben Sie denn für Haare?", entsetzt er sich dann genauso regelmäßig und zieht mit angewiderter Schnute eine Strähne nach oben. Damit könne er nichts anfangen. Na ja, Schadensbegrenzung höchstens. Aber halten werde eh nichts. Ein Elend.
Doch prallen zwei ungeliebte Tätigkeiten aufeinander, können sie sich glatt neutralisieren. Bei zwangsweisen Aufräumarbeiten am heimischen Bücherregal fand sich nämlich jüngst ein altes Hauswirtschaftsbuch von 1911. Mit absolut herrlichen Tipps darin: zum Beispiel, dass langsames Kauen von altem Käse gegen Magendrücken hilft. Dass Messing sich am besten mit Sauerkrautbrühe reinigen lässt. Und Bratwürste nicht platzen, wenn man sie vor dem Braten in kalte Milch legt. Gesammeltes Geheimwissen der Urgroßeltern-Generation. Weiterhin erfuhr man beim Durchblättern, dass ein mit Essigwasser getränkter Schwamm Tabakgeruch vertreibt, nasse Strümpfe bei drückenden Schuhen helfen und dass man Aufregung am besten mit Brausepulver und Mundgeruch mit Ingwerwurzel bekämpft.
Als nun der nächste Besuch beim Friseur bevorstand, war man also gerüstet: Erst Brausepulver schlucken und dann noch alter Käse gegen den nervösen Magen gekaut und heruntergeschluckt. Notgedrungen musste anschließend allerdings noch zur Ingwerwurzel gegriffen und der Termin verschoben werden. Wegen Übelkeit.