Wolfratshausen unternimmt allerlei Anstrengungen in Richtung Eigenwerbung, die aber enden letztlich immer wieder in der überstrapazierten Flößerei, die wirklich nicht jedermanns Sache ist. Dabei hat die Stadt einen ungenutzten Trumpf in der Hand, der noch völlig unerwähnt und obendrein auch was wirklich Eigenes, ja nachgerade Selbstgemachtes ist: Wolfratshausen, die Stadt des Regenbogens! Seit vielen Wochen bietet sich immer wieder ein zauberhaftes Bild über der Loisach: die vor der Alten Floßlände hochschießende Fontäne, die sich an ihrem Gipfelpunkt in einen feinen Nebel zerstäubt und sich, bei passender Wetterlage, als herabschwebender Schleier in tausend Farben bricht.
So schwer war es gar nicht, das kleine Wunder in Szene zu setzen: ein bisschen Fluss, der war sowieso schon da, eine schwimmende, beeindruckend brausende Pumpe, die zunehmende tief stehende Sonne und fertig war die bunte, hübsche Vorstellung. Verstehen muss man gar nicht, wie so ein Regenbogen funktioniert, das ist was für physikalisch besonders Begabte, zu denen unsereiner leider nicht zählt. Vorbeiflanieren, anschauen, Spaß haben, fertig. Das farbenfrohe Wolfratshausen. Sinnvoll wäre es allenfalls, das wie ein mausgraues Schlauchboot im Wasser dümpelnde Pumpengestell ein wenig kreativer zu gestalten. Jetzt wirkt das Ding arg abweisend. Auf dem grauen Schwimmkörper prangt nur ein unfreundlicher, behördenmäßig dröger Schriftzug: "Betreten verboten". Dabei ist da gar nichts, was zu betreten wäre. Man hätte mitten auf der Loisach ebenso gut ein Parkverbotsschild aufstellen können. Aber egal.
Wir schlagen stattdessen vor, das schwimmende Objekt als Walfisch zu gestalten. Dann könnte man überall herumerzählen, das arme Tier habe sich in die Loisach verirrt, könne nicht mehr vor und zurück, müsse bis zum nächsten Hochwasser bei uns bleiben und immerfort seine bunte Fontäne in die Luft blasen. Die Stadt heiße deshalb eigentlich Walfratshausen. Vor allem Kinder mögen solche Lügengeschichten. Hauptsache, sie setzen sich im Kopf fest. Und genau das ist es doch, was die Stadt so gerne sein möchte: unvergesslich.