Mitten in Wolfratshausen:Der Keks geht auf selbigen

Wenn Weissagungen zu frech werden...

Von Claudia Koestler

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Das ist vermutlich mit ein Grund, warum man, obwohl überhaupt nicht abergläubisch, doch so manches Mal den Blick in ein Horoskop wagt. Bei mindestens fünf Tageszeitungen, die man morgens liest, wird schon irgendetwas Gutes dabei sein, denkt sich der Gute-Laune-Sucher in einem. Und das gilt dann natürlich. Nur.

Manchmal aber juckt es in den Fingern, kurzum: Man will das Schicksal ein kleines bisschen herausfordern. Zum Beispiel, indem man bei der täglichen Auswahl zum Mittagessen den Asia-Imbiss-Lieferservice wählt. Und sich bei der Bestellung noch einen Glückskeks gönnt. Für knappe 50 Cent sind die Würfel dann gefallen. Es sei denn, man würde gleich mehrere Glückskekse kaufen, und dann - wie bei den Horoskopen - nur die beste der Botschaften gelten lassen. Aber das wäre irgendwie unsportlich. Außerdem: Wer will für das schnelle Mittagessen zwischendurch am Schreibtisch samt Schicksalskick schon viel Geld ausgeben? Und wer soll dann die süßen Kekse aufessen? Kann man das Praktikanten zumuten? Eben! So was macht man nicht, zumal das Glückskeks-Orakel meistens so charmante Streicheleinheiten schenkt wie "Dein Stern wird leuchten" oder "Es wird Reichtum kommen in dein Haus". Ach, so etwas lässt das Hühnercurry (leicht scharf), oder die Nummer 49 (mit Chili) doch gleich doppelt so gut schmecken.

Doch man muss inzwischen ehrlich erkennen: Der Glückskeks ist auch nicht mehr das, was er mal war. Gestern etwa raschelte es zwar noch verheißungsvoll. Doch kaum war der Keks ausgepackt, geteilt und die Botschaft sichtbar, war sie alles andere als froh: "Du wirst anmutig altern", stand darauf. Also, damit war der Keks einem aber gehörig auf denselben gegangen!

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