Mitten in Sachsenkam:Kühe im Fußballfieber

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Dass sich Tiere für Fußball interessieren, weiß man spätestens seit Oktopus Paul. Manch ein Wiederkäuer will aber auch einfach mitspielen

Kolumne von Thomas Kubina

Endlich hat das Warten ein Ende: Deutschland ist wieder im Fußballfieber. Für einen Monat verwandeln sich Straßen in Fanmeilen, Biergärten in Wohnzimmer und sonst Fußballfernstehende zu schwarz-rot-gold geschminkten Patrioten. Die angestrebte Sommerfigur wird zur Nebensache, wenn in 90 Minuten Chipstüte und Bier für den emotionalen Ausgleich sorgen. Ein Indiz, dass Fußball alles andere als ein rationaler Sport ist. Noch mehr Irrationalität zeigt sich, wenn die Meinungen von Fußballexperten nebensächlich werden und Weissagungen in den Mittelpunkt rücken.

2010 war es die Krake Paul und 2014 das Gürteltier Flitz, die den Zuschauer mit ihrem Orakel vor eine Zerreißprobe stellten. Heuer sollen es keine Tentakel, oder vierbeinige Schuppentiere sein, die über das Können der Fußballer entscheiden, sondern die Katze Achilles: Sie entscheidet sich zwischen zwei Näpfen, über denen die Fahnen der Mannschaften hängen, und ihr siebter Sinn sagt ihr, zu welchem Katzenfutter sie greifen soll. Vermutlich. Das WM-Eröffnungsspiel tippte sie bereits richtig. Es bleibt spannend.

Fußballbegeistert sind jedoch nicht nur Tiere mit hellseherischen Fähigkeiten. Manche wollen auch einfach selbst mitspielen. So verabschiedeten sich jüngst zwei Kühe bei Sachsenkam von ihrer unebenen Weide und stolzierten Richtung Fußballplatz. Die B 13 war für sie kein Hindernis. Das Verlangen war einfach zu groß, um sich von solchen Gefahren abschrecken zu lassen. Und weil Fußball kein reiner Männersport ist, setzten die beiden Rinderdamen einen großen Akzent auf dem Rasen.

Die zwei Kühe vergaßen vor lauter Begeisterung allerdings, dass auch sie sich an bestimmte Regeln halten müssen. Um deren Einhaltung musste sich dann ein Schiedsrichtergespann aus Landwirten und Polizisten kümmern. Für die Schiedsrichter war der Ausflug der Tiere ein grobes Foul, wenn man so mag. Sie ahndeten es mit einer roten Karte und führten die Kühe vom Spielfeld. Über die Beweggründe der Wiederkäuer kann spekuliert werden. Vielleicht wollten die beiden ja auch gar nicht ihre Leidenschaft ausleben, sondern einfach ihren Ärger darüber kundtun, dass sie weder Chips noch Bier noch eine Leinwand hatten.

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