Mitten in Penzberg:Von wegen stade Zeit

Verräterischer E-Mail-Verkehr aus dem Rathaus

Kolumne von Alexandra Vecchiato

Es gab eine Zeit, da hieß es zu Recht: "Tu felix Penzberg!" Damals, als im Stadtrat trotz aller Differenzen ein respektvoller Umgang gepflegt wurde. Die Zeiten sind vorbei, obschon viel von Sachlichkeit und Wertschätzung die Rede ist im Gremium. Hauen und Stechen trifft es besser. Schuld daran sind stets die anderen. Naiv, wer glaubte, dies könnte in der Weihnachtssitzung anders sein.

Die Bürger für Penzberg (BfP) hatten den Antrag auf einen öffentlichen Leseschrank gestellt. Dort können Bücher von jedermann zum Lesen mit nach Hause genommen oder wieder zurückgebracht werden. Nach langer Debatte stimmte die Mehrheit für den Leseschrank probeweise für ein Jahr. Am Standort schieden sich die Geister. Das salomonische Urteil: Der Leseschrank soll das erste halbe Jahr 2018 auf dem Penzberger Stadtplatz, das zweite am Bahnhof stehen.

Was Wolfgang Sacher (BfP) erzürnte: Zwei E-Mails von Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) an die Leiterin der Stadtbücherei, Katrin Fügener. Darin bittet sie, den Antrag "inhaltlich ablehnend" niederzuschreiben. Und stellt die Fragen: "Hat Herr Sacher einen Bücherausweis? War Herr Sacher schon einmal in der Bücherei?" In der Sitzung darauf angesprochen, verneinte Zehetner, dies geschrieben zu haben. Doch die BfP wären nicht die BfP, wenn nicht alle Welt besagte E-Mails auf Facebook nachlesen könnte. Schwarz auf weiß.

Zehetners Retourkutsche folgte auf dem Fuße mit einem Jahresrückblick der anderen Art. Sie werde sich 2018 nicht mehr alles gefallen lassen, sagte sie. So könnten die Geschäftsordnung des Stadtrats flugs geändert und Redezeiten beschränkt werden - was auf Sachers überlange Wortbeiträge abzielte. Die Freie Fraktion wurde ermahnt, nicht den Wahlkampf einzuläuten. Im Übrigen sei sie ein Mensch, der mit jedem auskomme, wenn man sie nur ließe.

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