Mitten in Kochel am See:Helikopter in der Sauna

Nicht alle lieben das kollektive Schwitzen. Doch wer in die Sauna geht, lernt viele Wedeltechniken

Kolumne von Klaus Schieder

Den einen wird ganz warm zumute, wenn sie das Wort Sauna nur hören, den anderen bleiben die Freuden eines Dampfbads verborgen. Zugegebenermaßen gehören nicht alle zu den Fans des organisierten Schwitzens, weil sie mit ihren Schmerbäuchen nicht mit anderen Schmerbäuchigen so gut wie nackt zusammenhocken wollen, was mehr als unästhetisch aussieht, weil sie in dschungelfeuchter Luft nach zehn Sekunden nach Luft japsen und ihnen nach 20 Sekunden blümerant zumute wird, weil sich in ihrer Ahnenreihe auch unter den Urururururgroßvätern kein Finne finden lässt, ach, es gibt überhaupt tausend Gründe. So wehen an ihnen leider all die lieblichen Aromen fürs Wohlbefinden vorüber, die Saunameister mit der Löylykelle über heiße Steine kippen. Zum Beispiel diese Duftmixtur aus Wacholderheide, Zitrus, Oktoberfest-"Obatzter" oder auch Tölzer Bürgergartenklo. Einfach ..., na ja, unbeschreiblich.

Aber jetzt gibt es im generalumgebauten Kristall-Trimini in Kochel einen Wettbewerb, der Sauna-Skeptiker vielleicht bekehren kann. Vom 2. bis 4. Februar findet dort das "Freestyle Masters Sauna Aufguss" statt. Ein absolutes "Mega-Event", wie es in der Pressemitteilung heißt. Internationale Aufguss-Meister zeigten dabei die Bandbreite ihrer Wedeltechniken, die von klassisch über modern bis zum Freestyle reichten. Laien, ja Ignoranten dachten vielleicht, es genüge vollauf, ein Handtuch von oben nach unten zu schlagen, um den Dampf von der Decke in den Raum zu verteilen und den Gästen genügend Luft zuzufächeln, damit sie nicht das Bewusstsein verlieren. Aber das ist barer Unsinn. Im Umgang mit dem Frottee gibt es ganz verschiedene Ausdrucksformen, die etwa Holzfäller heißen, Helikopter, halbe und ganze Acht, Segel, Schaufel. Dieses geradezu virtuose Wedeln sollte in eine Choreografie, in eine große Inszenierung eingebunden sein. Vermutlich auch deshalb, damit in dem Qualm und halb bei Sinnen von dem Gefuchtel was zu erkennen ist.

So legen sie also schon mal ihre eigenen Handtücher für die Freestyle Masters bereit. Die brauchen sie nicht alleine für den Schmerbauch, sondern auch, falls ihnen ein internationaler Meister sein Laken um die Ohren haut. Dann fordern sie ihn vielleicht auf, nach der Show mit nach draußen zu kommen, wie es sich nach so einer Sauna gehört. Dort zeigen sie ihm dann ihre Wedeltechnik. Man könnte sie benennen als "Knotenpunkt".

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