Mitten in Icking:Wenn mehr Licht zu viel ist

Flutlicht des FC Bayern ist fürs Land einfach zu stark

Von Claudia Koestler

Einem geschenkten Gaul soll man nicht ins Maul schauen, heißt es im Volksmund. Nichtsdestoweniger kann sich ein Geschenk durchaus als ziemlicher Reinfall entpuppen. Da müsste man, wenn man es noch könnte, nur mal die Trojaner fragen, die sich einst über einen hölzernen Gaul vor ihren Stadttoren freuten. Sie schleppten das Präsent in ihre Mitte, dürften es allerdings anderntags schwer bereut haben, vorher nicht ins Innere geschaut zu haben. Schließlich hatten sich darin archaische Soldaten versteckt, die letztlich den Trojanern den Garaus machten.

Ein paar Parallelen dazu weist die Geschichte auf, die derzeit der Ickinger Wintersportverein WSVI mit einem Geschenk erlebt. Vor etwa eineinhalb Jahren hatte der WSVI nämlich Scheinwerfer des FC Bayern erhalten - als Geschenk. Für den damals dort agierenden "Super, Super, Super"-Trainer Pep Guardiola strahlten diese nicht mehr hell genug, neue mussten her. Für Icking aber sollte es reichen.

Um die Scheinwerfer in der Isartalgemeinde installieren zu können, brauchte es in Icking erst noch geeignete Masten, der Gemeinderat musste die Finanzierung einer Flutlichtanlage für eben diese Scheinwerfer übernehmen, knapp 20 000 Euro. Zwar reduzierten sich später die Kosten für die Masten um die Hälfte. Doch die Freude währte nicht lange: Die Leuchten, die der Verein geschenkt bekommen hatte, darf er nämlich für die neue Flutlichtanlage gar nicht verwenden, stellte sich heraus. Das Landratsamt sprach ein Verbot aus. Was für die Säbener Straße zu schwach war, ist für Icking zu stark: Die enorme Lichtemission sei für den Ort nicht tragbar, so das Amt. Zudem kämen bei diesen Leuchten zu viele Insekten zu Schaden. Da sät Icking derzeit Blühstreifen an, um Bienen und andere Insekten zu retten, nur um sie wenige Meter weiter im Flutlicht zu grillen? Geht gar nicht.

Jetzt muss der WSVI für die schon gekauften Masten neue Lampen anschaffen und hat dazu schon wieder bei der Gemeinde angeklopft: Rund 10 000 Euro würden diese kosten. Dahin die Einsparung bei den Masten, dahin das Geschenk. Statt sich im Glanze des Rekordmeisters zu sonnen, musste sich der WSVI am Montag eine Standpauke der Räte anhören. Gleich von einer ähnlichen Erfahrung für die Ickinger wie für die Trojaner zu sprechen, wäre aber vielleicht zu viel. Schließlich dürfte die Geschichte für niemanden letal ausgehen. Außer für die Insekten an der Säbener Straße in München.

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