Mitten in Icking:Immer höher hinaus

Kolumne von Claudia Koestler

Am amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten haben sich schon viele die Zähne ausgebissen: politische und geschäftliche Opponenten, Sonderermittler und Journalisten. Doch nun erhalten Trump-Gegner Rückenwind - und zwar aus Icking. Nein, keine Fake-News: Maximilian Pick wendet sich als Ortsvorsitzender der SPD öffentlich an "President Donald J. Trump, White House, 1600 Pennsylvania Ave., Washington D.C." Er warnt: "Reißen Sie die USA und mit ihr nicht die ganze Welt in den Abgrund", und fordert: "Zeigen Sie wenigstens einmal in Ihrem Leben Größe: Treten Sie zurück". Noch sei es nicht zu spät "bevor Sie von Ihrem eigenen Volk, welches letztendlich doch Anstand, Fairness und einen Rechtssinn besitzt, abgesetzt werden."

Dass die Ortsgenossen keine Scheu vor Obrigkeiten haben, ist wohldokumentiert. Jüngst erhielten schon Ministerpräsident Horst Seehofer, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Papst Post aus Icking. Einer logischen Reihenfolge nach hätte nun eigentlich ein Appell an Gott folgen müssen, aber der weiß ja bekanntlich ohnehin alles. Stattdessen also Trump. Allerdings - und das ist die Krux an der Geschichte - sollte man seine Rezipienten kennen. Dass der Appell auf Deutsch ist, mag noch das geringere Problem sein. Pick aber verfasste die Rücktrittaufforderung als Brief. Als Brief! Wer sich nicht mehr erinnert: Das sind diese eckigen Papierdinger, in denen man vollgeschriebene Blätter verschickt. Ein solcher geht nun also an den Posterboy schlichter Parolen und König der Tweets. Und hat definitiv mehr als 280 Zeichen. ( Ob die Länge der Tweets gerade extra für die Ickinger verdoppelt wurde, weiß man nicht.)

Immerhin: Der trotzige Griff zur Feder statt zu twittern beweist, dass sich die Ickinger SPDler treu bleiben. Sie sind schließlich auch Gegner des örtlichen Glasfaserausbaus für schnelles Internet.

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