Mitten in Bad Tölz:Rostlaube im Salzmantel

Warum man jetzt lieber nicht in die Auto-Waschanlage fahren sollte

Von Klaus Schieder

Es soll ja noch immer Leute geben, die mit ihrem Samstagnachmittag nichts Besseres anzufangen wisse, als ihr Auto aus der Garage zu fahren und es unter dem Einsatz von Schwamm, Schaum, Lack- und Antirostsprays einzuseifen und zu wienern, bis die Sonne hinter den Horizont abgebogen ist. Gerade so, als müssten sie ihr Fortbewegungsmittel für die nächste Automesse in Form bringen. Zu diesem Menschentyp gehören wir leider nicht. Auch wenn uns die betagte Karre ans Herz gewachsen ist, sieht sie doch stets aus wie . . ., na ja, lassen wir das. Aber in diesen schneereichen Tagen ist es wirklich nicht mehr zum Ansehen: Der Wagen ähnelt zunehmend einem eingelegten Hering. Alles voller Salz. Die weiße Deckschicht verschleiert zwar gnädig einige rotbraune Stellen, ob sie allerdings die Haltbarkeit der geliebten Rostlaube verlängert, erscheint doch fragwürdig.

Also fuhren wir an einem arktisch-eisigen Morgen zur Tankstelle. Einmal Glanzwäsche, einmal Unterbodenwäsche - bitte. Die wie immer freundliche Angestellte sah uns ein bisschen mitleidig an und rückte dann mit der Hiobsbotschaft heraus. Die Waschstraße sei heute leider geschlossen, sagte sie. Nicht weil es dort irgendeinen Defekt gäbe oder Eiszapfen von den Reinigungsbürsten hingen, sondern einfach deshalb, weil das Auto bei minus zehn Grad sonst Schaden nähme. Darauf hätten wir auch selbst kommen können, als wir in voreiliger Freude sahen, dass sich vor dem Waschportal nicht wie sonst Fahrzeug an Fahrzeug reihte. Einen Trost gewährte die Mitarbeiterin: Wir könnten es ja mittags noch mal probieren, vielleicht habe es dann bloß minus zwei Grad - sofern sich die Sonne zeige.

Tat sie nicht. Unsere geliebte Karre bleibt also in eine Salzkruste gehüllt. Selbstverständlich arbeiteten wir nicht an unserer Aversion gegen das eigenhändige Autowaschen, weniger aus Faulheit, sondern der Feuerwehr zuliebe. Die hätte sonst in den saukalten Tagen anrücken und uns, mit Lappen und Antikorrosionsspray tiefgefroren nach vorne gebeugt, vorsichtig von der Motorhaube lösen müssen. Nichts läge uns ferner, als den Einsatzkräften so putzteuflisch das Wochenende zu versalzen. Außerdem wird es ja jetzt wärmer, Regen statt Schnee. Hallo, Roststellen!

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