Mit Unterstützung der Kraft-Stiftung:Das erste Demenzzimmer im Landkreis

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Das Zimmer für Demenzkranke in der Kreisklinik am Moosbauerweg ist freundlich gestaltet und mit speziellen Betten ausgestattet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Wolfratshauser Klinik hat sich räumlich und personell auf demente Patienten eingestellt. Chefarzt Stefan Schmidbauer nennt dies "eine Frage des Anstands"

Von Cornelius Zange, Wolfratshausen

Als erstes Krankenhaus im Landkreis hat die Wolfratshauser Kreisklinik ein Demenzzimmer. Es ist mit zwei Niederflurbetten im Wert von 11 000 Euro ausgestattet, die von der Josef-und-Luise-Kraft-Stiftung finanziert wurden. Das Zimmer ist hell gestaltet, bietet Platz für zwei Patienten, hat drei Sessel und ein Regal mit speziellem Beschäftigungsmaterial für demente Patienten.

Vor vier Jahren schuf Stefan Schmidbauer, Chefarzt der Chirurgischen Abteilung und Ärztlicher Direktor der Kreisklinik, ein Projekt zur Einführung eines sogenannten "demenzsensiblen Konzepts" an der Klinik. Seitdem haben Ärzte und Pflegepersonal der Projektgruppe interne und externe Schulungen und Fortbildungen zum Umgang mit Patienten mit Demenz absolviert. Grundsätzlich geht es dabei um die Frage, wie man diese Patienten menschenwürdig behandeln kann. Die Würde der zu Pflegenden und der Pflegenden spiele dabei gleichermaßen eine Rolle, so die Klinik.

"Die Menschen, die unser System aufgebaut haben, angemessen zu pflegen ist für uns eine Frage des Anstands", sagte Schmidbauer beim Pressetermin am Montag. Für eine menschenwürdige Behandlung setzt sich auch die Kraft-Stiftung ein. Deren Vorsitzender Harald Mosler sagte: "Ich gratuliere Ihnen zu dieser einzigartigen Entwicklung. Sie sehen den Tatsachen ins Gesicht."

Laut Statistik sind zehn bis 16 Prozent der jährlich etwa 8000 Patienten des Wolfratshauser Krankenhauses an Demenz erkrankt. Für sie ist ein Klinikaufenthalt ein kritisches Ereignis. Laut einer Infobroschüre der Klinik entfällt im Krankenhaus oft die spezifische Pflege, und bei dementen Patienten, die getrennt von ihrer gewohnten Umgebung seien, träten häufig verstärkt Verwirrtheit und Desorientierung auf. Deshalb solle ein Krankenhausaufenthalt so kurz wie möglich gehalten werden.

Dazu müssen auch mögliche negative Folgen eines Krankenhausaufenthalts so gering wie möglich gehalten werden. Um Patienten vor einem Sturz aus dem Bett zu bewahren, gibt es Gitterbetten. Sie einzusetzen stellt allerdings eine freiheitsberaubende Maßnahme dar. Anstatt der Gitterbetten wurde das Demenzzimmer mit zwei Niederflurbetten ausgestatten. Zusätzlich verhindert eine Matte vor dem Bett eine Verletzung, sollte doch ein Patient stürzen.

Vor der Einführung des "demenzsensiblen Konzepts" mussten demente Patienten in herkömmlichen Zimmern untergebracht werden und weder Ärzte noch Pflegepersonal hatten eine spezielle, auf Demenz ausgerichtete Ausbildung. Das hat sich geändert: Inzwischen gibt es in der Klinik am Moosbauerweg in Wolfratshausen für Demenzkranke qualifizierte Ärzte, eine Krankenschwester mit Fachweiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft und Demenzmentoren. Zusätzlich wurde die Möglichkeit geschaffen, dass Angehörige die Patienten bei ihrem Krankenhausaufenthalt begleiten können.

Patienten mit Demenz brauchen besondere Beschäftigung. Um diese zu ermöglichen, wurde am Montag eine weitere Spende überreicht: Annette Röser, Verlegerin des Singliesel-Verlags, spendete Bücher und Puzzel zur Beschäftigung der Demenzkranken. Der Singliesel-Verlag wurde aus einer Initiative von Angehörigen Demenzkranker gegründet und verlegt speziell auf das Thema ausgerichtete Bücher.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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