Migrant wird SPD-Ortschef:Aufbruchssignal aus Penzberg

Die Wahl Bayram Yerlis ist ein Ruf nach Integration - auch an die Jugendlichen aus zugewanderten Familien.

Kommentar von David Costanzo

Fragt der Vermieter am Telefon zurück: "Wie heißen Sie gleich? Karakaya? Ach so, dann ist die Wohnung doch nicht mehr frei." Aufgelegt.

Das Beispiel ist erfunden. Aber das Prinzip gehört zu den schmerzhaftesten und frustrierendsten Erfahrungen, die Menschen machen, die nicht Huber, Maier oder Müller mit Nachnamen heißen (und diese haben es schon schwer genug mit der Wohnungssuche). Sie können zwölf Semester Jura studiert haben, Herzen transplantiert haben, in Deutschland geboren sein, bei der Polizei arbeiten - und dann will man ihnen noch nicht einmal ins Gesicht schauen. Realität im Jahr 2017, gut belegt durch Studien, nicht nur bei der Wohnungssuche.

Darum ist es so nachvollziehbar wie alarmierend, wenn Kids aus türkischen, kroatischen oder italienischen Familien sich schlicht nicht vorstellen können, dass Menschen wie sie zu Vorständen, Chefs oder Leitern von irgendetwas bestimmt werden. Darum geht von der Wahl Bayram Yerlis zum Penzberger SPD-Vorsitzenden ein Aufbruchssignal aus, ein Ruf nach Integration. Wenn ein Yerli ein Parteichef sein kann, dann kann ein Karakaya sicher auch ein guter Mieter sein.

Das Signal richtet sich aber auch an die Jugendlichen aus zugewanderten Familien: Macht eine Ausbildung, traut Euch an die Uni, geht zur Polizei, transplantiert Herzen. Mischt Euch ein und redet mit. Es lohnt sich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: