Meisterkonzerte:Das Glück der Lieder

Iffeldorfer Meisterkonzerte

Perfekte Liedgestaltung: Die Sopranistin Susanne Bernhard bei den Iffeldorfer Meisterkonzerten.

(Foto: Manfred Neubauer)

Susanne Bernhard und Anna Gourari in Iffeldorf

Von Sabine Näher, Iffeldorf

Nicht nur in der hiesigen Region sind Liederabende rar gesät. Umso erfreulicher ist es, wenn wieder mal einer auf dem Programm steht. Und umso schöner, wenn es ein musikalisch so beglückender ist wie der mit Susanne Bernhard und Anna Gourari am Samstagabend bei den Iffeldorfer Meisterkonzerten. Die aus München stammende Sopranistin widmet sich der Oper ebenso wie dem Oratorien- und Konzertrepertoire. Ihre Stimme fasziniert mit einem runden, vollen, warmen Klang, vergleichbar einem sanft leuchtenden Bronzeton. Mit der renommierten Konzertpianistin Anna Gourari hat sie eine Partnerin an ihrer Seite, bei der sie sich geborgen wie in Abrahams Schoß fühlen kann.

Die in Russland geborene Pianistin, die erst in Moskau, danach in München studierte, gestaltet musikalisch wunderbar differenziert, überdeckt die Sängerin aber nie, sondern trägt und umhüllt deren Stimme, ohne dabei in eine völlig dienende Funktion zu verfallen und die künstlerische Eigenständigkeit zu verlieren. Zwei perfekte Liedpartnerinnen auf dem Podium des Iffeldorfer Gmeindezentrums, das zu dieser Jahreszeit endlich auch wieder das fantastische Naturschauspiel mit dem Blick auf die Osterseen bietet.

Mit einem Block von vier Liedern Johannes Brahms' begann der Abend. "Meine Liebe ist grün" brachte genau das jugendliche Ungestüm, das dieses Lied braucht. Der Text stammt übrigens von Felix Schumann, dem jüngsten Sohn Clara und Robert Schumanns, geboren nach dem Suizid seines Vaters. Brahms wurde sein Pate; gemunkelt wurde indes, er könne auch der Vater sein. "Geheimnis" darauf kam sacht verhalten und innig erfüllt. Mit leiser Wehmut, doch zugleich anklingender Hoffnung auf neues Glück erklang "Alte Liebe". Im starken Kontrast dazu folgte "Von ewiger Liebe", das nicht ganz die ungebremste Leidenschaft entwickelte, die ihm ansteht. Brahms stellt große, teils schier unlösbare Anforderungen an die Stimme. Dass man dies bei Susanne Bernhard vergaß, spricht für ihre hervorragende Technik.

Nach der Brahms'schen Klangopulenz brachten Alban Bergs "Sieben frühe Lieder" eine andere musikalische Welt: Mehr vom Erzählduktus her gedacht, bisweilen nur Stützakkorde am Klavier. Oft ist die Pianistin aber auch dafür verantwortlich, die musikalische Atmosphäre herzustellen, während die Sängerin nur "erzählt". In "Nacht" lässt Gourari das Klavier vielfarbig schillern, im "Schilflied" glühen dunkle Farben in Stimme und Instrument, "Nachtigall" lässt Bernhard wundervoll aufblühen, "Traumgekrönt" sinniert leise vor sich hin, "Im Zimmer" ist von wohliger Wärme durchdrungen, die "Liebesode" bringt den silbernen Schimmer der Mondnacht zum Vorschein, und "Sommertage" wird zum leidenschaftlichen Beschluss. Nach der Pause steht dann Richard Strauss auf dem Programm. Und damit ist spätromantische Klangfülle zu erwarten. Eine Erwartung, der beide Künstlerinnen vollauf gerecht werden. Die "Mädchenblumen" bringen zunächst die Porträts vierer Mädchentypen, durch die Blume gesagt oder besser: musiziert. Die "Kornblumen" zeigen sich stimmungsvoll-verhalten, die "Mohnblumen" lodern feurig auf, "Epheu" gibt sich introvertiert und die "Wasserrose" schwebt ätherisch-durchscheinend dahin. "Mit deinen blauen Augen", ein Text von Heine, wird von innen heraus erfüllt interpretiert. "Wie sollten wir geheim sie halten" rauscht so entfesselt vorüber, wie es sein muss. Im extremen Kontrast darauf "Leises Lied": sehr erzählerisch, mit kargen Klavierakkorden. Dann wird das "Lob des Leidens" ausgekostet. "Allerseelen" und "Morgen" bezaubern durch die herrlich stimmungsvollen Klaviereinleitungen, die einmal den tief empfundenen Schmerz des Verlustes, das andere Mal die tiefe Liebeserfüllung darstellen. Dem Klavier bleibt die schwierige Aufgabe, die letzte Textzeile "und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen" nachzuzeichnen. Gourari löst sie vollendet.

Mit "Wiegenlied", zart versponnen im Klavier, mit Zärtlichkeit, doch ohne Pathos in der Stimme, lassen die beiden Musikerinnen ihr Programm dann besinnlich ausklingen. Jedoch erst nachdem der lange, heftige Beifall Bernhard und Gourari zu der Zugabe bewegt.

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