Mein Tag:"Im Grunde bin ich Rock'n'Rollerin"

Mein Tag: Sabine Brandhuber steigt aus.

Sabine Brandhuber steigt aus.

(Foto: Privat/oh)

Sabine Brandhuber feiert das 30-Jährige ihrer Tanzschule

Protokoll: Stephanie Schwaderer

Im Alter von 24 Jahren gab Sabine Brandhuber (Foto: Privat) in Wolfratshausen ihre erste Ballettstunde - damals im Konferenzraum der Loisachhalle. An diesem Wochenende hat die Lenggrieserin die ganze Halle für zwei Abende gebucht: Mit 140 Tänzern im Alter zwischen vier und 50 Jahren feiert sie das 30-jährige Bestehen ihrer Wolfratshauser Ballettschule, die sich mittlerweile zu einer Akademie für Tanz und Gesundheit weiterentwickelt hat. Sie selbst wird allerdings nicht tanzen können.

"Ich bin froh, wenn ich ohne Krücken auf die Bühne komme. Meine Hüftgelenke sind kaputt. Vom Tanzen. Ich bin von Kindesbeinen an falsch ausgebildet worden. Aber das passiert meinen Schülern nicht! Als sich bei mir die ersten Beschwerden bemerkbar machten, habe ich eine Zusatzausbildung begonnen und das Zertifikat Tanzmedizin erworben. Seither berate ich nicht nur andere Balletttänzer, die mit Schmerzen zu mir kommen, was sie an bestimmten Bewegungsabläufen ändern können oder welchen Ausgleichssport sie treiben sollen. Ich habe auch den ganzen Unterricht in unserem Studio am Untermarkt umgestellt. Das wird man bei den beiden Tanzshows am Wochenende auch sehen können.

Wir beginnen das Programm mit einer kurzen Vorführung unserer Trainingsmethoden. Je drei Schüler unterschiedlichen Alters stehen an einer Stange und zeigen zur Musik die gleiche Übung, allerdings auf drei unterschiedlichen Niveaus. Das Aufwärmen beginnt nicht wie üblich mit Grand-Plié, also tiefen Beugen, die dem Körper an dieser Stelle gar nicht gut tun. Stattdessen machen wir erst einmal den Käfer: Alle liegen auf dem Rücken und schütteln Hände und Füße aus. Nach der Mobilisierung der Fußgelenke geht es Stück für Stück nach oben - Knie, Hüfte - und erst dann kommt Grand-Plié. Wer klassisches Ballett kennt, wird sich wundern.

Im zweiten Teil tanzen wir ein Märchen-Medley, frei nach den Gebrüdern Grimm. Es beginnt damit, dass Hänsel und Gretel sich im Wald verlaufen - die Bäume werden auch von Kindern getanzt - und auf Rotkäppchen treffen. Rotkäppchen hat zwar ein Handy dabei, aber leider kein Netz. Und so müssen sie die Nacht mit Rumpelstilzchen verbringen und ums Feuer tanzen, das ebenfalls von Kindern dargestellt wird. Wie es weitergeht, verrate ich noch nicht. Es ist auf alle Fälle lustig.

Mit dem Nähen der Kostüme habe ich im Sommer begonnen. Trotzdem bin ich noch immer nicht ganz fertig. Seit einigen Tagen schlafe ich deshalb nur noch drei, vier Stunden und setz mich dann wieder an der Nähmaschine. Mein Mann sagt: Du spinnst. Ich sage: Ich klappe erst am Montag zusammen.

Jetzt freue ich mich nämlich richtig auf die Vorstellungen. Vor allem auf den dritten Teil: Da zeigen wir mit Gästen, die meiner Schule seit langem verbunden sind, modernen Tanz zu Hits der 70er und 80er Jahre - eine neue Erfahrung für klassische Ballettschüler. Und ein lang gehegter Wunsch von mir: Im Grunde meines Herzens bin ich doch eine Rock'n'Rollerin."

"Drei Teile", Samstag, 14. November, 18 Uhr, und Sonntag, 15. November, 17.30 Uhr, Loisachhalle; als Gäste wirken mit: Dominik Halamek (Tänzer und Choreograf), die Turnier-Hip-Hop-Formation des Tanzzentrums Müller und Artur Faiss (Step- und Jazz-Lehrer) mit Schülern; Karten zu 15 Euro (ermäßigt 10 Euro) an der Abendkasse

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