Mein Auftritt:Spannung mit Tiefblick

Drachengold Festival

Foto: Manfred Neubauer

Märchenerzählerin Ursula Weber lockt Zuhörer aufs Brauneck

Protokoll: Stephanie Schwaderer

Die Skischuhe anschnallen, einen Berg erklimmen und sich dann zu einer Märchenstunde in den Schnee setzen - macht das Spaß? "Es ist wunderbar!", schwärmt die Tölzer Märchenerzählerin Ursula Weber (Foto: Manfred Neubauer). Vor einem Jahr hat ihr österreichischer Kollege Helmut Wittmann sie zu einer solchen Stunde auf den Kasberg eingeladen. Nun wagen die beiden das Experiment am Brauneck. Zuvor gestalten sie am Freitag einen Abend für Erwachsene in der Kaminstube des Lenggrieser Arabella Brauneck Hotels.

"Das Besondere an Märchen ist, dass sie außerhalb von Zeit und Raum spielen. Man taucht in eine ganz eigene Welt ein, und das ist in den Bergen besonders einfach: Wenn man den Kopf frei hat und der Blick über die Gipfel in die Ferne geht. Und dann hört man, dass irgendwo dort unten in den Tälern ein Tölzer Holzknecht unterwegs ist, der mit drei Wichteln zu einer Hochzeit eingeladen ist und dort einen fürchterlichen Fehler begeht . . . Ich hoffe sehr, dass das Wetter mitspielt und am Samstagnachmittag die Sonne durchkommt! Wir haben uns nämlich einen wunderschönen Aussichtsplatz ausgesucht, wo wir bei gutem Wetter Bierbänke aufstellen. Dazu Flötenmusik von Eva Frauenrieder - das wäre perfekt. Falls es schneit oder regnet, gibt es zwei Ausweichplätze beim Panorama-Restaurant.

Auf dem Brauneck erzählen Helmut Wittmann und ich alpenländische Geschichten. Die Wahl fällt mir immer schwer. Es gibt so viele Märchen, die mit einer spielerischen Leichtigkeit von den wesentlichen Dingen des Lebens erzählen: Von der Suche nach dem Glück, nach dem, was einen erfüllt. Lebendig wird es, wenn man diese Geschichten nicht auswendig lernt, sondern intuitiv erzählt. Die Kunst des Erzählens, sagt man, bestehe darin, dass der lahme Großvater die Geschichte vom tanzenden Derwisch erzählt und am Ende selbst durchs Zimmer springt.

Ich rufe mir die Märchen also Tage vorher in Erinnerung und übe sie. Aber wenn ich zu erzählen beginne, tauche ich ein. Dann bin ich ebenso mitten im Geschehen wie meine Zuhörer. Wir stehen schockiert neben dem Dietramszeller Müller, der bereit ist, für ein paar schöne Tage in seinem Leben einen Pakt mit dem Teufel zu schließen - oh Gott, wenn es das wert ist! Diese unvermittelte Direktheit, die dabei entsteht, ist in unserer Zeit ein seltenes Gut geworden. Die Zuhörer, egal ob Kinder oder Erwachsene, verwandeln sich stets in eine fröhliche Gemeinschaft.

Helmut Wittmann sagt gerne: Kindern erzählt man Geschichten, damit sie einschlafen, Erwachsenen, damit sie munter werden. Und da ist etwas dran. Für einen Märchenabend, wie wir ihn am Freitag in Lenggries anbieten, wählt man natürlich Geschichten mit einer anderen Tiefe aus als für ein Kinderprogramm, das Fünfjährige begeistern soll. Nach solchen Abenden kommen oft Gäste zu mir und sagen, dass sie sich in einer Geschichte wiederentdeckt haben. Sie sind erfüllt von Freude und Lebensweisheit. Manche werden wieder zum Kind."

"Goldzapfen & Zauberknopf", Freitag, 24. Februar, 20 Uhr, Arabella Brauneck Hotel, Kaminstube, Ursula Weber und Helmut Wittmann erzählen alpenländische Geschichten und Sagen vom Lebensglück, Eintritt frei, Anmeldung bis Donnerstag, 23. Februar, unter Tel. 8042/50 20 oder brauneckhotel@arabella-hotel.com; "Wo der Walddrache funkelt": Samstag, 25. Februar, 14.30 Uhr, Treffpunkt Bergstation der Brauneck Bergbahn, für Kinder und Erwachsene, mit Eva Frauenrieder (Querflöte), keine Anmeldung erforderlich

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