Mega-Projekt am Kochelsee:Energieallianz will GmbH gründen

Die Gesellschaft "Pumpspeicherwerk Oberbayern" soll die weitere Planung des Kraftwerks am Jochberg übernehmen.

Von Suse Bucher-Pinell

Ob das geplante Pumpspeicherwerk am Jochberg tatsächlich gebaut wird, das wird sich frühestens in fünf Jahren entscheiden, wenn Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sind und auch der Initiator Energieallianz Bayern (EAB), ein Verbund kommunaler Stadtwerke, davon überzeugt ist, dass sich der am Jochberg erzeugte Strom mit gutem Gewinn verkaufen lässt. Nun soll in den nächsten vier Wochen eine Gesellschaft gegründet werden, welche unter dem Dach der EAB die weitere Planung und später auch den Betrieb des Kraftwerks übernimmt.

An dieser "Pumpspeicherwerk Oberbayern GmbH" werden sich auch die Tölzer Stadtwerke beteiligen. Vergangene Woche gab der Stadtrat in nicht öffentlicher Sitzung mehrheitlich sein Placet, dass sich die hundertprozentige Tochter der Stadt acht Megawatt sichert. Im Verhältnis zu der derzeit geplanten Gesamtleistung des Pumpspeicherwerks am Jochberg von 700 Megawatt klingt das zwar nach wenig, für die Stadtwerke mit einer Spitzenlast von zwölf Megawatt sei diese Größe allerdings sehr viel, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Hofmann. Später soll die Leistung in dieser Höhe in das Netz der Tölzer Stadtwerke fließen.

Als "Stadtwerke vor Ort" kommt ihnen eine Art Vermittlerrolle innerhalb der beteiligten kommunalen Energieversorger zu, von Federführung will er nicht reden: "Wir sind hier verwurzelt und wollen dafür sorgen, dass die Informationen zum Pumpspeicherwerk fließen", sagt Hofmann. Die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft werde aber nicht er übernehmen, sondern vermutlich die beiden EAB-Geschäftsführer Joachim Martini und Achim Thiel.

Die Gründung von Untergesellschaften ist bewährte Praxis der EAB. Auch bei der Projektierung und des Betriebs ihrer Windparks in der Oberpfalz und in Sachsen-Anhalt verfuhr sie so, um flexibler handeln zu können. Wer Gesellschafter der EAB ist, müsse sich nicht automatisch auch einer Untergesellschaft beteiligen. "Die einzelnen Stadtwerke haben ja unterschiedliche Strategien", sagt Hofmann. Nicht jedes wolle in ein Pumpspeicherwerk oder in einen Windpark investieren.

An der "Pumpspeicherwerk Oberbayern GmbH" haben laut dem Tölzer Bürgermeister Josef Janker (CSU) bisher 15 kommunale Stadtwerke verbindliche Zusagen gegeben. "Das Interesse ist groß", bestätigt auch Hofmann. So seien beispielsweise die Stadtwerke Rosenheim dabei, ohne Mitglied im Verbund der EAB zu sein. Beteiligen will sich definitiv auch die Max-Aicher-Gruppe, Gründungsmitglied der 2009 ins Leben gerufenen EAB. Das bestätigte ein Sprecher des Unternehmens. Die Freilassinger Baufirma und Betreiberin mehrerer großer Stahlwerke plant unabhängig von der EAB ein Pumpspeicherwerk in den Berchtesgadener Alpen am Poschberg, welches bei Bürgern und Naturschutzverbänden umstritten ist.

Erklärtes Ziel der EAB ist es allerdings, dass die neue Gesellschaft mehrheitlich in kommunaler Hand bleibt. Auch Janker möchte, dass dieser Anteil bei über 51 Prozent liegt und weist ausdrücklich darauf hin, dass nicht nur Stadtwerke Gesellschafter werden können, sondern auch einzelne Kommunen. Hofmann ist zuversichtlich, genügend Gesellschafter zu finden. Der Planungs- und Genehmigungsprozess werde mit 800 000 Euro veranschlagt. "Die kriegen wir problemlos zusammen", sagt er. Insgesamt soll das Pumpspeicherwerk am Jochberg auf 600 Millionen Euro kosten.

Das Raumordnungsverfahren, das grundsätzlich klärt, ob ein Vorhaben mit der Landesplanung vereinbar ist, soll im Frühjahr 2014 eingeleitet werden und bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Daran schließt sich das Planfeststellungsverfahren an, das eigentliche Genehmigungsverfahren. Baubeginn ist frühestens in fünf Jahren, in zehn Jahren könnte das Megaprojekt in Betrieb gehen.

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