Maibaumwache im Bauwagen:Wo die wackeren "Weschner" wachen

Die West-Münsinger wollen verhindern, dass ihr Maibaum gestohlen wird - ob sie wohl erfolgreich bleiben?

Benjamin Engel

Es ist ziemlich kalt an diesem Dienstagabend nach Ostern. Deswegen haben sich gegen 21.30 Uhr 15 zumeist junge Männer und Frauen in den Bauwagen des Burschenvereins Münsing zurückgezogen. Im Hintergrund knistern die Scheite im Holzofen und verbreiten angenehme Wärme. Vier Jugendliche haben es sich in der linken Ecke bequem gemacht und spielen Karten. Die anderen tauschen sich beim ein oder anderen Bier über den neusten Tratsch aus dem Ort aus. So soll es bereits erste Pärchen geben, die sich auf den Maibaumwachen der Burschenschaft Münsing-West näher gekommen sind.

Maibaumwache im Bauwagen: 34 Meter lang und weiß-blau geringelt liegt der Maibaum in einem Münsinger Bauernhof.

34 Meter lang und weiß-blau geringelt liegt der Maibaum in einem Münsinger Bauernhof.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Draußen im Hof des Rank-Bauern an der Degerndorfer Straße lagert derweil der 34 Meter hohe, weiß-blau bemalte Maibaum unter dem Scheunendach. Sabine März, die heute zusammen mit Katharina Schmid den Maibaum der Burschenschaft Münsing-West bewacht, ist erkennbar guter Stimmung: "Ich freue mich schon auf Sonntag", sagt sie. Dann ist nämlich der 1. Mai und die sogenannten "Weschner" stellen endlich ihren neuen Maibaum beim Gasthof "Altwirt" auf - mit Muskelkraft. Von 13 Uhr an lassen die "Weschner Burschn und Madln" den Tag beim Tanzen und Feiern ausklingen.

Manchem wird der Abschied von den geselligen Abenden nicht leicht fallen. Denn die Maibaumwachen haben sich in den vergangenen Wochen zu einem allseits beliebten Treffpunkt für das ganze Dorf entwickelt. Lustig muss es dabei zugegangen sein. Für ein Spanferkelessen wurde mitten in der Nacht der Grill angeheizt. Am Ende seien rund 150 Leute gekommen. So blieben die Wachhabenden eigentlich nie allein, wie auch an diesem Abend. Immer wieder kommt jemand einfach nur kurz zum Ratschen vorbei. Als auch noch ein "Ouschner" von der Burschenschaft Münsing-Ost auftaucht, können sich die "Weschner" kleine Sticheleien nicht verkneifen. Und das ist auch gleich das Besondere.

Andere Gemeinden haben in der Regel nur einen einzigen Maibaum, der zumeist neben einem stattlichen Wirtshaus in Kirchennähe steht. Münsing jedoch hat zwei. Denn der Ort besteht eigentlich schon seit jeher aus zwei Teilen, dem Osten ("Ouschn") und dem Westen ("Weschn"). So haben sich innerhalb des Burschenvereins Münsing zwei unabhängige Burschenschaften gebildet, die abwechselnd alle vier Jahre ihren eigenen Maibaum aufstellen.

Viele interessante Details hat Günther Breiter zu erzählen. Seit 1987 bemalt er den Maibaum der Burschenschaft Münsing-West. Ganz traditionsgemäß wurde der vom Oberburschen Michael Huber gespendete Baum in der "Thomasnacht" am 21. Dezember gefällt. Viele Arbeitsschritte vom Entrinden bis zum Glätten waren notwendig, um ihm sein jetziges Aussehen zu geben. Klauen lassen haben sie sich ihren Maibaum nie, solange Breiter sich erinnern kann. Und als die Holzhausener 1992 doch einmal nahe dran waren, wurden sie vom Rank-Bauern "vernichtend zurückgeschlagen". Fünf Jahre später haben sie es nochmal versucht und das auch noch an einem Sonntag während der Kirche. Dieses Jahr sind die "Weschner" auch auf Raubzug gegangen. In Baierbrunn lagen sie die ganze Nacht auf der Lauer und mussten doch unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die Wachen ließen ihnen keine Chance. So konnten die "Weschner" den Baum nicht stehlen und müssen weitere vier Jahre auf ein Erfolgserlebnis warten.

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