Mädchenrealschule:"Wie Heimkommen"

Mädchenrealschule: Stefanie Scheja ist ein fröhlicher Mensch, und sie liebt es, junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und zu fördern.

Stefanie Scheja ist ein fröhlicher Mensch, und sie liebt es, junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und zu fördern.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Stefanie Scheja ist neue Direktorin in Hohenburg

Von Petra Schneider, Lenggries

Ein Foto muss gemacht werden, und Stefanie Scheja stakst bereitwillig in ihren Pumps durch die nasse Wiese des Schlosshofes. "Dann wird gleich der Rasen durchlüftet", sagt sie und lacht. Seit Anfang August leitet die 61-Jährige die Erzbischöfliche Mädchenrealschule in Schloss Hohenburg. Das sei "ein bisschen wie Heimkommen", sagt sie. Denn schon einmal war Scheja hier angestellt, hat in den Jahren 2002 bis 2011 Englisch und Geschichte unterrichtet. Dann wechselte sie als Schulleiterin an die Pater-Rupert-Mayer-Realschule nach Pullach und kehrt nun nach sechs Jahren zurück, weil ihr Vorgänger Klaus Fortner aus familiären Gründen an eine Schule nach Markt Indersdorf ging.

Hier arbeiten zu dürfen sei ein Geschenk. "Denn wer hat schon ein Schloss?", sagt sie und lacht. Scheja ist ein fröhlicher Mensch, und sie liebt ihren Beruf. Lehrerin sein, junge Menschen auf ihrem Weg begleiten und sie gemäß ihrer Begabung zu fördern - das sei unheimlich schön. Auch als Direktorin wird sie sechs Stunden "Geschichte bilingual" unterrichten. Das ist ihr wichtig: "Ich will nicht nur in meinem Büro sitzen."

Scheja wohnt in Sachsenkam, hat einen erwachsenen Sohn und zwei Enkelinnen. "Zum Abschalten" spielt sie Golf. Sie mag es, draußen zu sein und sich "auf einen Punkt konzentrieren zu müssen". Ihre neue Aufgabe sieht sie als Herausforderung, denn mit derzeit 463 Schülerinnen und 41 Lehrern sei die Realschule nicht gerade klein. Ihr Einstieg ist nicht ganz ungetrübt: Mobbing-Vorwürfe belasten das Kollegium, zwei Klagen laufen. Scheja kann dazu nichts sagen, sie sei nicht involviert und wolle völlig unbeeinflusst anfangen. "Ich schaue gern nach vorne", sagt sie. Das Lehrerkollegium habe sie als "tolles, kompetentes Team kennengelernt". Offenheit und Austausch - das sind Begriffe, die die künftige Direktorin häufig verwendet. Die geschützte Umgebung des Schlosses sei eine tolle Basis, um sich zu finden. "Das heißt aber nicht, sich abzuschotten."

Die Hohenburger Schulen sind reine Mädchenschulen. Eine zeitgemäße Form? "Ich finde das gut", sagt Scheja, die in Münster selbst eine Mädchenschule besucht hat. Mädchen hätten vor allem in den Naturwissenschaften eine andere Herangehensweise als Jungen. "Sie trauen sich mehr zu, wenn sie unter sich sind." Um den Umgang mit Jungs einzuüben, dazu gebe es in der "Welt draußen" ausreichend Kontaktmöglichkeiten.

Die Hohenburger Schule wurde im Jahr 1953 vom Ursulinen-Orden gegründet, seit dem Jahr 1990 liegt sie in Trägerschaft der Erzdiözese München und Freising. Der Geist der Ursulinen sei in Hohenburg spürbar, sagt Scheja: der Anspruch an Bildung und Erziehung, das christlich geprägte Menschenbild. Auch im Schulalltag schlägt sich das nieder: tägliches Morgengebet, Veranstaltungen im Kirchenjahr, Meditationsangebote in der hauseigenen Kapelle. Kirchliche Mädchenschule in einem Schloss - ein besonderes Profil, das Eltern offenbar nach wie vor überzeugt. Die Zahlen seien zwar leicht rückläufig, sagt Scheja, "aber wir kriegen die Klassen voll". Zu ihrem persönlichen Leitbild gehören "Kritikfähigkeit und sich eine eigene Meinung bilden können". Auch die Medienbildung der Schülerinnen ist ihr wichtig. "Kein Thema" sind für Scheja Schuluniformen - eine Frage, die immer wieder auftauche. "Für Schuluniformen bin ich selber zu sehr Mädchen", sagt sie und lacht.

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