Luther-Jahr in Wolfratshausen:Reformation im Vorbeigehen

Luther-Jahr in Wolfratshausen: Wolfratshauser Beitrag zum Lutherjahr: Pfarrer Florian Gruber, Renate Henkel-Morell, Elke Braukmann und Barbara Kneisl (von links) haben insgesamt acht Plakattafeln gestaltet, die Passanten das Basiswissen zur Reformation vermitteln.

Wolfratshauser Beitrag zum Lutherjahr: Pfarrer Florian Gruber, Renate Henkel-Morell, Elke Braukmann und Barbara Kneisl (von links) haben insgesamt acht Plakattafeln gestaltet, die Passanten das Basiswissen zur Reformation vermitteln.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Auf acht Plakaten am Kirchenzaun erinnert die evangelische Gemeinde an Martin Luther. Passanten sollen im Gedenkjahr etwas über Biografie, politische Leistungen und die Einflüsse des Kirchenvaters lernen.

Von Konstantin Kaip

Das Lutherjahr, das zum 500-jährigen Bestehen der Reformation in diesem Jahr begangen wird, ist zwar in aller Munde - im weitgehend katholischen Wolfratshausen war davon jedoch bislang wenig zu spüren. Nun aber liefert die evangelische Gemeinde allen Bürgern die wichtigsten Fakten zur Reformation im Vorbeigehen: auf acht Tafeln, die seit knapp zwei Wochen am Zaun vor Kirche und Gemeindehaus an der Bahnhofstraße hängen. "Das ist unser Beitrag zum Lutherjahr", sagte Pfarrer Florian Gruber, der die Tafeln am Mittwochmittag zusammen mit den anderen Initiatoren vorstellte. Sie sollen noch bis kurz nach dem Reformationstag am 31. Oktober hängen bleiben, den die evangelische Gemeinde gemeinsam mit der katholischen Kirche in Wolfratshausen groß feiern wird.

Im Lutherjahr hat die Regierung den Reformationstag zum bundesweiten Feiertag erklärt. "Wir wollten, dass die Stadtöffentlichkeit eine Chance hat, mitzukriegen, was da begangen wird", erklärte Gruber den Beweggrund für die Tafeln.

Seit April hat eine Arbeitsgruppe des Kirchenvorstands an den Plakaten gearbeitet, zu der neben Gruber und Pfarrer Christian Moosbauer noch die Theologin und Religionslehrerin in Waldram Eike Braukmann, Renate Henkel-Morell und die Grafikdesignerin Barbara Kneisl gehörten. Kneisl hat die acht wasserfesten und stabilen Alu-Dibond-Plakate gestaltet. "Uns war wichtig, dass es erst einmal einen Blickfang gibt", erklärte sie am Mittwoch. Deshalb hat jede Tafel eine Überschrift unter einem Zeitstrahl mit den wichtigsten Daten, daneben ist das offizielle Logo des Lutherjahrs zu sehen. Die Plakate sollten "nicht zu textlastig" gestaltet werden, sagte Kneisl - "aber trotzdem genügend Informationen liefern". Man wolle "die Basics der Reformation einigermaßen verständlich darstellen", erklärte Braukmann.

Die Tafeln befassen sich mit der Biografie Luthers, wie er vom Jurastudenten zuerst zum Bettelmönch und dann zum Reformator wurde. Sie erklären den Prozess 1521 im Reichstag in Worms, nach dem Kaiser Karl V. über Luther Reichsacht verhängte, und seinen Rückzug auf die Wartburg, wo er das neue Testament ins Deutsche übersetzte. Darüberhinaus beleuchten sie Luthers Einfluss auf die deutsche Sprache, die er mit Wortschöpfungen wie friedfertig, Lückenbüßer oder Feuereifer bereichert hat - und auf die Musik. Thematisiert werden auch die Einstellungen des Reformators zur Kirche und zum Priesteramt sowie zur Ehe und zum Zölibat, das er ablehnte.

Die Texte stammen größtenteils von Gruber. "Das war für mich ein Heimspiel", sagte Gruber, der vier Jahre lang Assistent am Lehrstuhl für Reformationsgeschichte im Münchner Institut für Kirchengeschichte war. Die historischen Bilder, die die kurzen Texte illustrieren, habe der Arbeitskreis dann gemeinsam ausgewählt - ebenso wie die Luther-Zitate zu den einzelnen Themen. Die stehen auf den Tafeln jeweils ganz oben, darunter auch der längst zum geflügelten Wort gewordene Ausspruch in Worms: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir."

Wer also vor dem Reformationstag sein Basiswissen auffrischen mag, muss nur an dem Zaun entlang schlendern. Auch Protestanten können dabei noch etwas lernen - etwa, dass Luther seine Ehefrau Katharina von Bora gern "mein lieber Herr Käthe" genannt hat. Vom berüchtigten Anschlag an die Kirchentür liest man dort allerdings nichts. "Historisch gesichert ist nur, dass Luther seine 95 Thesen an den Erzbischof von Mainz geschickt hat", sagte Gruber. Für die acht Tafeln waren auch keine Nägel nötig, sie hängen an Kabelbindern.

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