·:Leserbriefe

Unverständliches Armutszeugnis

Zu "Ein Storchenwagen als Notlösung" vom 31. August:

Die geburtshilfliche Versorgung im südlichen Landkreis ist nunmehr katastrophal. Dass in der Bundesrepublik Deutschland überhaupt an den Einsatz von Storchenwagen gedacht wird, ist schon ein unverständliches Armutszeugnis.

Herbeigeführt wurde die Situation durch das bedauerlich negative Zusammenwirken von Asklepiosklinik einerseits und Kreistag andererseits. Die Asklepiosklinik hat just in dem Moment, wo die öffentliche Stimmung eigentlich für die Unterstützung der dortigen Geburtshilfe recht gut war, durch die willkürliche, unsoziale und unpopuläre Schließung des eigenen Pflegeheims alle Bürger einschließlich aller Kreistagsmitglieder gegen sich aufgebracht. Niemand war mehr bereit, dem profittrachtenden Krankenhauskonzern Steuergelder für die Geburtshilfe in den Rachen zu schmeißen. So kam der völlige Unsinn zustande, die Geburtshilfe in Wolfratshausen zu fördern, wo man sie nicht mehr braucht. Starnberg, Harlaching, Agatharied, Großhadern und viele andere Münchner Kliniken sind vom nördlichen Landkreis ohne Storchenwagen bestens erreichbar. Wo bleibt da das schon lange fällige Gesamtkonzept der Krankenhausversorgung des Landkreises unter Einbeziehung beider Krankenhäuser, für das vom Landkreis eigens ein Gutachter beauftragt werden sollte? In diesem Konzept muss selbstverständlich auch die Zukunft der stationären Geburtshilfe im Landkreis beschrieben und entschieden werden und zwar so, dass keine Storchenwägen angeschafft werden müssen Prof.Dr.med. Matthias Richter-Turtur, Münsing

Absurdes Gesundheitswesen

Alte Menschen dürfen in jedem Krankenhaus zu Tode gepflegt werden, aber jungem Leben darf nur in speziellen Krankenhäusern zur Welt verholfen werden. In was für einem absurden Gesundheitswesen leben wir eigentlich? Dass nicht jedes Krankenhaus aufwendige Frühgeburten betreuen kann, ist einzusehen. Die möglichen Komplikationen bei einem normalen Geburtstermin sind dagegen überschaubar - wenn auch die Erfahrung bei der Entscheidung hilft, wann welche Maßnahme ergriffen werden muss. Und wenn die Versicherung für Hebammen zu teuer ist, dann muss sie eben vom Staat bezuschusst oder übernommen werden. Jedenfalls ist sowohl das Kosten- als auch das Qualitätsargument für die Schließung der Geburtsstation in Bad Tölz reichlich dünn im Vergleich zu den Zumutungen und Zusatzrisiken einer unkontrollierten Geburt trotz normaler Schwangerschaft.

Offensichtlich wird Geburtshilfe aber nicht mehr als Teil der medizinischen Grundversorgung angesehen. Hier wäre der Gesetzgeber gefragt, gerade im aktuellen Wahlkampf.Christian Schneeweiß, Schlehdorf

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