Lernen von Profis:Bühne frei für Amateure

Lesezeit: 2 min

Gisela Ohlig steht hin und wieder selbst gern im Rampenlicht. Beruflich setzt sie sich für Amateurtheater im Bezirk Oberbayern ein. (Foto: Manfred Neubauer)

Gisela Ohlig organisiert mit Hingabe Workshops für Laienschauspieler. Nachfrage und Angebot wachsen stetig

Von Christa Gebhardt, Benediktbeuern

500 Amateurtheatergruppen gibt es in Oberbayern und damit eine stolze Zahl von Menschen, die in ihrer Freizeit komplizierte Texte auswendig lernen, mindestens einmal pro Woche proben und danach ihre Wochenenden den Aufführungen opfern. So viel Engagement imponiert Gisela Ohlig-Zeitlhoefer, die beim Bezirk Oberbayern in Benediktbeuern bei der Fachberatung Heimatpflege arbeitet. Deshalb hat sie die Initiative ergriffen und ihrem Chef, dem Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler, für ihre Idee gewonnen. "Mit Profis lernen!" heißt die von ihr initiierte Workshop-Reihe, die sie seit vier Jahren neben ihren Kernaufgaben organisiert.

Neben dem beliebten Maskenschminkkurs, Fortbildungen für Regisseure und einem Schauspielertraining - alles Angebote, die von Jahr zu Jahr mehr Zulauf haben - gibt es nun auch erstmals einen Workshop zum Thema Bühnenbild. Für den Kurs unter dem Motto "Das Bühnenbild: Der Weg zum richtigen Raum. Geschichte, Praxis, Tricks" konnte Ohlig den bekannten Bühnenbildner Andreas Arneth gewinnen, der an vielen großen deutschen Bühnen und für mehrere Tournee-Theater tätig war und zusammen mit der Regisseurin Yvonne Brosch Leiter der Weilheimer Festspiele ist.

Was die Organisation und die Logistik angehe, werde dieser Workshop der bislang aufwendigste, sagt Ohlig. Die Kosten sollen allerdings im Rahmen bleiben. Alle Theatergruppen wissen um die Probleme beim Bühnenbild. Die wichtigsten Fragen: Welchen Raum braucht mein Spieltext? Wie baut man Kulissen? Wie bewältigt man Umbauten? Wie setzt man Licht am besten ein? Und nicht zuletzt: Wie ist die Sicherheit garantiert? Von Arneths Bühnenbildern ist Ohlig begeistert: "Sie sind geschmackvoll, nicht überladen, nur das Nötigste, so dass das Stück wirken kann!"

Immer wieder ist Ohlig fasziniert, mit welchen Talenten sie es bei den Laientheatern zu tun bekommt. Diese "großartigen Amateurschauspieler" hätten eine großzügige Unterstützung der Heimatpflege einfach verdient. Der Erfolg der Workshops, aber auch des Bayerischen Theatertags, den sie einmal jährlich im Kloster ausrichtet, gibt ihr recht: Der Allianzsaal wird nächstes Jahr nicht mehr ausreichen, man wird auf die größeren Verwaltungsräume des Klosters ausweichen müssen. Sechs bis acht Gruppen arbeiten bei einem solchen Theatertag an einem Stück und lernen dabei verschiedene Interpretationen, Rollenauslegungen und Schwerpunkte kennen. Die Schauspieler können in Körper- und Kontakt-Übungen erfahren, wie sie selbst wirken und wie sie den Mitspielern Atmosphäre und Energie spiegeln. In den Gruppen üben sie mit professionellen Theaterleuten auch, wie sie zum Beispiel mit Räumen umgehen: Wie fülle ich einen Raum aus, was tue ich, wenn ich gerade nichts tue? Oder sie experimentieren mit den Möglichkeiten der Rolle und ihres Charakters. Regisseure und Spielleiter wiederum lernen, wie sie den Einzelnen und die Gruppe im Blick behalten, geeignete Stücke auswählen, Talente erkennen oder konstruktiv Kritik üben. Die Theatertage sind außerdem Kontaktbörsen: Man leiht sich gegenseitig Spieler aus, Textbücher oder Requisiten.

Gisela Ohlig hat als Laienschauspielerin selbst reiche Erfahrung. Unter anderem hat sie in der "Kleinen Bühne Garmisch" gespielt, und sie singt, am liebsten Couplets. Als "Leonhardi-Königin" wird sie im Herbst in der Alten Madlschule in Bad Tölz Einiges zum Besten geben, etwa das von ihr auf das Tölzer Leonhardifest umgedichtete Couplet von der "Schönheitskönigin von Schneizlreuth" oder das Lied vom Tölzer "Tröpferlbad"

"Das Bühnenbild", Sonntag, 27. September, Teilnahmegebühr 20 Euro, Anmeldung beim Bezirk Oberbayern, Fachberatung Heimatpflege, Kloster Benediktbeuern-Maierhof, Michael-Ötschmann Weg 4, 83671 Benediktbeuern; Ansprechpartnerin Gisela Ohlig-Zeitlhoefer, Tel. 08857/88850 oder gisela.ohlig-zeitlhoefer@bezirk-oberbayern

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: