Lenggries/Bad Tölz:Wohnähnliche Nutzung

Der Landkreis hofft auf die Gerichte, um in der Lenggrieser Kaserne und auf der Tölzer Flinthöhe Flüchtlinge unterzubringen

Von Suse Bucher-Pinell, Lenggries/Bad Tölz

Noch ist nicht über den Eilantrag der Gemeinde Lenggries beim Verwaltungsgericht München entschieden, mit dem sie die Unterbringung von Asylbewerbern in einer früheren Soldatenunterkunft der Prinz-Heinrich-Kaserne verhindern will. Vor zwei Wochen hat der Landkreis dort eine vierköpfige Familie einquartiert - am selben Tag, an dem auch der Bebauungsplan rechtskräftig geworden ist, der auf jenem Teil des Kasernenareals ein Gewerbegebiet vorsieht. Die Gemeinde ist der Auffassung, dass die Unterbringung der Flüchtlinge hätte genehmigt werden müssen, weil es sich bei ihnen nicht um Soldaten handelt. Sie will Wohnungen im Kasernenbereich unbedingt verhindern. Bürgermeister Werner Weindl (CSU) sieht in der Unterbringung der Flüchtlinge nun die "sehr große Gefahr", dass sie langfristig eine Wohnnutzung ermöglicht und damit die geplante Entwicklung der Kaserne verhindern könnte.

Im Landratsamt ist man dagegen anderer Auffassung. "Die Aufnahme von Flüchtlingen gefährdet die Planungen der Gemeinde nicht", sagt Landrat Josef Niedermaier (FW). Das Landratsamt werde es auch nicht unterstützen, dass auf dem Areal irgendwann Wohnungen entstünden. Die Belegung mit Asylbewerbern sei rechtlich lediglich eine wohnähnliche Nutzung. Demnächst sollen etwa 50 Menschen dort Unterkunft finden. "Wir wollen möglichst schnell weitere Personen unterbringen", sagt Sozialamtsleiter Daniel Waidelich. Derzeit seien noch nicht alle Zimmer hergerichtet, die Heizung sei noch nicht ganz fertig und auch letzte Brandschutzmaßnahmen müssten noch umgesetzt werden.

Deshalb wurden die 21 Menschen, die am Freitagnachmittag in Tölz ankamen, erst einmal in einer Pension in der Stadt einquartiert. Nachdem Waidelich erst am späten Donnerstabend über die Zuweisung informiert worden war, sei schnelles Handeln nötig gewesen. Die Flüchtlinge auf einzelne freie Unterkünfte im Landkreis zu verteilen, sei in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich gewesen. "Wenn wir drei Tage Vorlauf gehabt hätten, hätten wir das geschafft", sagt Waidelich. 21 Plätze zusammen hätten in keiner Unterkunft zur Verfügung gestanden, auch nicht in der Gemeinschaftsunterkunft in Geretsried, der bisher einzigen im Landkreis.

Lenggries/Bad Tölz: In der einstigen Lenggrieser Kaserne wohnt schon seit zwei Wochen eine Flüchtlingsfamilie - sehr zum Ärger der Gemeinde, die dort lieber Gewerbe sähe.

In der einstigen Lenggrieser Kaserne wohnt schon seit zwei Wochen eine Flüchtlingsfamilie - sehr zum Ärger der Gemeinde, die dort lieber Gewerbe sähe.

(Foto: privat)

Mit Spannung blickt der Landkreis auf den 9. Oktober. Dann wird eine Kammer des Münchner Verwaltungsgerichts nach Tölz kommen und an Ort und Stelle darüber verhandeln, ob in der Nähe der "Schnecke" auf der Flinthöhe Container als Gemeinschaftsunterkunft aufgestellt werden dürfen. Diese stehen längst bereit. Der Besitzer der "Schnecke" hat dagegen jedoch Klage eingereicht. Niedermaier hält angesichts des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen je zwei Gemeinschaftsunterkünfte im Norden und im Süden des Landkreises für unerlässlich.

Vorwürfen Weindls, die Lenggrieser Unterkunft sei laut eines Gutachtens des Bundes mit DDT und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet, widerspricht Waidelich nicht. Ein TÜV-Gutachten habe aber bestätigt, dass das Gebäude dauerhaft genutzt werden könne. Zulässige Grenzwerte würden nicht überschritten, solange am Parkettboden nichts verändert werde.

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