Lenggries:Satire ohne Stoßrichtung

Lenggries: Sympathisch, wortgewandt und flott im Tempo, jedoch arm an Gedankenspielen: Kabarettistin Inka Meyer.

Sympathisch, wortgewandt und flott im Tempo, jedoch arm an Gedankenspielen: Kabarettistin Inka Meyer.

(Foto: Wolfsbauer)

Inka Meyers Dramödie ist amüsant, reißt aber nicht von den Stühlen

Von Petra Schneider, Lenggries

Der Kampf der Geschlechter, Rollenbilder - das Thema ist so alt wie die Shakespeareschen Dramen, die Inka Meyer in ihrer Dramödie "Kill me, Kate" als Rahmenhandlung zugrunde legt. Othello, der "venezianische Mittelalter-Bushido". Katharina, Protagonistin der "Widerspenstigen Zähmung", die sich am Ende in die Rolle des Weibchens fügt: "Dämpft euren Trotz und legt euch dem Manne zu Füßen", heißt es in ihrem Schlussmonolog. Um Himmels Willen, Shakespeare - als Vorreiter der Gleichberechtigung eine absolute Fehlbesetzung. Schrieb Frauenrollen, obwohl Frauen zu seiner Zeit nicht einmal auf die Bühne durften. "Da sah dann Desdemona ungefähr so aus wie Conchita Wurst", mutmaßt Meyer. In ihrem Programm beleuchtet sie verschiede Aspekte des Themas und setzt unterschiedliche Mittel ein: Telefonate, Zeitungsartikel, E-Mails, und unterfüttert das Programm mit Daten und Fakten. Dennoch reißt sie die etwa 30 Zuschauer im Café Kellner, überwiegend Frauen, am Freitagabend nicht vollends von den Stühlen. Womöglich ist Meyer einfach zu nett. "Das Nachwuchstalent aus München", wie KKK-Chefin Sabine Pfister sie vorstellt, ist eine sympathische, junge Frau um die 30. Die Bob-Frisur mit einer Spange gescheitelt, Jeans und T-Shirt. Gut beobachtet, wortgewandt und in flottem Tempo legt Meyer, die ein Schauspielstudium an der Frankfurter "Stage & Musical School" absolvierte, eine Bestandsaufnahme modernen Frauenlebens vor: Baby-Yoga und Bio-Kiste, Ü-40-Single-After Work-Party und "Elite- Partnervermittlung" mit TÜV-zertifizierten Singles. Männer, die sich im Büro verbarrikadieren, und Frauen, die Hausmänner trotzdem unsexy finden. Viel Zeit ist seit Shakespeare vergangenen, das Rollenverhalten scheint sich nicht wesentlich verändert zu haben. Immerhin: "Unsere Orgasmen sind heutzutage echt, vorgetäuscht sind nur unsere Backkünste", Doktor Oetker sei Dank.

Ausgefochten ist der Kampf noch nicht, solange Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer, häufiger von Altersarmut betroffen sind und bei einem möglichen Karrieresprung Männern den Vortritt lassen. Und wer ist schuld an der Misere? Die Männer, die Frauen selbst oder deren Mütter? Ganz klar wird das nicht bei Meyer. Und daran kränkelt das Programm. Denn Satire ohne klare Stoßrichtung geht ins Leere. Wie der Kabarettist Philipp Weber, mit dem Meyer zwei Bücher - "aberwitzige Kochgeschichten" und einen "Ernährungsratgeber der satirischen Art" - geschrieben hat, streut sie immer wieder Zahlen, Fakten und Umfrageergebnisse ein: Das Risiko für Frauen, von Altersarmut betroffen zu sein, Gift im Kinderspielzeug, Studien, die belegen, dass Paare, die sich die Hausarbeit teilen, mehr Sex haben. Vieles ist bekannt, was manchmal fehlt, ist das auf die Zahlen aufbauende Gedankenspiel, die überraschende Pointe. Stattdessen fließt das Programm in wohltemperiertem Tempo dahin.

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