Jeden Winter machen sich Hunderte Skifahrern auf den Weg Richtung Wegscheid. Sie wollen mit den dortigen Liften aufs Brauneck fahren. Für die Autokolonnen ist das eine holprige und mitunter gefährliche Fahrt: Die Straße auf der westlichen Isarseite zwischen dem Kreisverkehr bis zur Ortseinfahrt Wegscheid ist teilweise so schmal, dass Busse, wenn sie sich begegnen, kaum aneinander vorbei kommen. Laut Karl Ertl vom Technischen Bauamt der Gemeinde Lenggries ist die Straße nur etwa 5,30 Meter breit. Sie entspricht damit nirgends der Standardbreite von sechs Metern. Das soll sich nun ändern: Das Staatliche Bauamt Weilheim will einen Ausbau der Staatsstraße in Angriff nehmen und hat der Gemeinde verschiedene Varianten zur Einschätzung vorgelegt.
Insgesamt acht Ausbauvarianten der Staatsstraße 2072 hat das Staatliche Bauamt in Betracht gezogen, die alle eine Begradigung der Grasmühl-Kurve beinhalten. Von den vier Varianten, die näher überprüft wurden, hat sich der Bauausschuss am Montag einstimmig für Variante zwei ausgesprochen. Diese enthält eine Abflachung der gefährlichen Kurve und orientiert sich zu 95 Prozent am jetzigen Straßenverlauf. Grunderwerb sei dennoch erforderlich, "aber bei dieser Variante haben wir die geringsten Eingriffe in landwirtschaftliche Flächen", sagte Bürgermeister Werner Weindl (CSU). Zudem verlaufe die Ortseinfahrt nach Wegscheid nicht geradlinig, sondern verfüge über "Sichtbremsen", die ein langsames Einfahren in die Ortschaft nötig machen.
Das Straßenbauamt favorisiert dagegen Variante drei: Auch diese führe eng am Bestand, aber es entstünden "kleine Zwickel" in der landwirtschaftlichen Fläche, die nicht genutzt werden könnten. "Der Eingriff in die Fläche wäre dabei größer", sagte Weindl. Hans Proisl (FW) kritisierte den geplanten Ausbau der Staatsstraße auf sechs Meter als zu gering. Landwirtschaftliche Fahrzeuge würden immer breiter. Zudem werde die Fahrbahn im Winter noch schmaler, wenn Schneeberge an die Straßenränder geschoben werden müssten. Proisl plädierte für einen Ausbau, der die Bildung einer Rettungsgasse zulasse.
Dazu brauche es eineinhalb Meter mehr, "sonst ist das keine Zukunftsplanung". Bürgermeister Weindl gab zu Bedenken, dass innerorts auch keine Rettungsgasse gebildet werden könne. Zudem werde umso schneller gefahren, je breiter eine Straße sei. Um den Verkehr an stark frequentierten Ski- oder Wandertagen im Fluss zu halten, will Weindl zudem weiterhin auf einen Kreisverkehr im Einmündungsbereich der Bergbahnstraße drängen. Sinnvollerweise solle der bei der Einmündung der Bergbahnstraße in den Ort Wegscheid angelegt werden. "Da sind wir nach wie vor dran."
Dieser werde kleiner ausfallen als der Kreisverkehr an der Isarbrücke, sei aber "die richtige Lösung." Die Begeisterung des Straßenbauamts dafür halte sich in Grenzen, aber er hoffe auf die Unterstützung durch Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber. Eine Entscheidung müsse noch heuer fallen, weil im Zuge des Hochwasserschutzes Rohre vom Lahnerbach verlegt würden und die Straße dann "die nächsten 30 Jahre nicht mehr umgebaut wird". Dass der Ausbau der Staatsstraße noch heuer in Angriff genommen wird, glaubt Weindl nicht. Wie lange die Abstimmung mit den Fachbehörden und die Verhandlungen mit den Grundeigentümern dauerten, könne man nicht vorhersagen.
Schon seit Jahren ist die Staatsstraße zwischen dem Kreisverkehr an der Isarbrücke und der Ortseinfahrt Wegscheid ein Problemfall: Im März 2012 hatte das Straßenbauamt den Sanierungsbedarf zwar bestätigt, wegen fehlender Haushaltsmittel aber verschoben. Im Sommer 2014 wurde die Straße im Bereich Kreisverkehr-Einmündung Gebirgsjägerstraße saniert, die Gemeinde übernahm die Gehwegbereiche sowie die Zufahrten. Im Rahmen einer Bachelorarbeit entstand im Jahr 2016 eine Vorentwurfsplanung zum Ausbau der Staatsstraße, kürzlich erhielt die Gemeinde einen Übersichtsplan der möglichen Varianten.