Lenggries:Hohe Kosten - hoher Schutz

Die Gemeinde investiert Millionen, um sich gegen Überschwemmungen zu wappnen

Von Petra Schneider, Lenggries

Die Schneeschmelze in den Bergen und die sich häufenden Starkregenfälle lassen Pegel von Flüssen und Bächen anschwellen. Um sich gegen verheerende Überschwemmungen wie im Vorjahr in Simbach am Inn zu wappnen, investiert die Gemeinde Lenggries viel Geld: Nach Aussagen von Bürgermeister Werner Weindl (CSU) ist der Hochwasserschutz am Lahngraben derzeit das "mit Abstand größte Projekt" in der Gemeinde. 2,6 Millionen Euro sind im aktuellen Haushalt dafür eingestellt. Die Gesamtkosten werden mit fünf Millionen veranschlagt, 50 Prozent übernimmt der Freistaat.

In zwei Bauabschnitten wird am Lahngraben eine 1,4 Kilometer lange Rohrleitung zwischen Isar und Brauneck-Bergbahnstation verlegt. So sollen bei Hochwasser etwa 50 Wohnhäuser und Betriebe auf der Westseite der Isar geschützt werden. Die erste Hälfte ist geschafft; voriges Jahr wurden Rohre mit zwei Metern Durchmesser vom Isarufer auf Höhe der ehemaligen Tennisplätze über die Bergbahnstraße bis zur alten Talstation verlegt. Die Rohre sind gigantisch, "da kann ein gstandenes Mannsbild drin stehen", hatte Weindl in der Bürgerversammlung erklärt. Auch eines von zwei Einlaufbauwerken ist fertig. Damit sei eine "Teilwirksamkeit des Hochwasserschutzes" erreicht, sagte Karl Ertl vom Bauamt am Montag im Gemeinderat.

Eine großer Herausforderung bei den Bauarbeiten war die Verkehrsregelung: Denn zur Seilbahn und den Freizeiteinrichtungen am Brauneck führt nur der Weg über die Bergbahnstraße. Eine Teil-Umfahrung über enge Seitenwege wurde eingerichtet, an den Wochenenden blieb die Straße wegen des Ausflugsverkehrs geöffnet. Die Gemeinde bot jeden Dienstag an der Baustelle eine Anwohnersprechstunde an. "Es gab aber nur sehr wenige Beschwerden", sagte Ertl. Diese Sprechstunde werde beibehalten, wenn Ende März mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen wird. "Vom Verkehr her ist das die angenehmere Hälfte", sagte Weindl, weil der Abschnitt bis zur Bergbahnstation kaum bebaut sei. Dort werden Rohre mit einem Durchmesser von 1,80 Meter verlegt und ein zweites Einlaufbauwerk aus Beton beim Geschiebefang gebaut.

Auch der Speicherteich für die Beschneiung am Garlandhang wird an die neuen Rohre angeschlossen: Laut gesetzlichen Auflagen muss eine Entleerung im Notfall sichergestellt sein. Kosten für Planung und Anschluss müsse die Bergbahn zahlen, sagte der Bürgermeister. Auch ein neuer Gehweg wird im Zuge der Rohrverlegung gebaut, der künftig von der alten Talstation bis zum Seilbahn-Parkplatz führt. Die Grundstücksverhandlungen sind laut Weindl bereits abgeschlossen.

Im kommenden Jahr werden in einem dritten Bauabschnitt noch abschließende Arbeiten und Asphaltierungen vorgenommen. Im Bauamt geht man derzeit von Mehrkosten von rund 5000 Euro aus - was bei einer Gesamtsumme von fünf Millionen Euro eine "akzeptable Überschreitung" sei, findet Ertl. Bisher hat die Gemeinde mit 2,2 Millionen knapp die Hälfte der Gesamtkosten verbaut und 1,1 Millionen Euro an Zuwendungen abgerufen.

Mit dem Ausbau des Lahngrabens ist das Thema Hochwasserschutz in der Gemeinde freilich nicht erledigt. Denn dann geht es mit Maßnahmen auf der Ostseite der Isar weiter, für die der Freistaat zuständig ist: Für Dorf-, Hals- und Reiterbach sowie den Weiherbach erstellt das Wasserwirtschaftsamt Weilheim zurzeit Entwurfsplanungen, die im Gemeinderat gezeigt werden. Auch für diese Maßnahmen, die den Hochwasserschutz mitten im Ort verbessern sollen, muss die Gemeinde Millionen aufbringen. Die genauen Kosten stehen noch nicht fest, sie werden derzeit auf 6,3 Millionen geschätzt, die sich Freistaat und Gemeinde teilen. Der Mühlbach soll mit einem Regenrückhaltebecken im Oberlauf und einer Überleitung und Anbindung an die Isar sicherer gemacht werden. Ein Ingenieurbüro ist damit beauftragt. Beim Arzbach steht die zweite Ausbaustufe an, für die ebenfalls das Wasserwirtschaftsamt Weilheim zuständig ist.

Die Gemeinden Lenggries und Wackersberg müssen jeweils 15 Prozent der Kosten übernehmen. Mit den Bauarbeiten soll noch in diesem Sommer begonnen werden.

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