Lenggries:Ein Herz für die Umwelt

Lenggries: In Lenggries, das weiß die Werbegemeinschaft, gibt es alles. Heimtragen kann man es in dieser Papiertüte.

In Lenggries, das weiß die Werbegemeinschaft, gibt es alles. Heimtragen kann man es in dieser Papiertüte.

(Foto: Petra Schneider)

Die Lenggrieser Werbegemeinschaft will Plastik vermeiden und bietet eigens designte Papiertüten an.

Von Petra Schneider, Lenggries

Lenggries will weg vom Plastik: Wer im Ort einkauft, bekommt seit kurzem hübsche, hellgrüne Papiertüten in einheitlichem Design. In Herzform sind die etwa 50 Läden, Gastronomiebetriebe, Handwerker und Dienstleister aufgedruckt, die Mitglieder der Lenggrieser Werbegemeinschaft sind.

"Lenggries da gibt's fei ois...", prangt in hellem Rot als Motto auf der Tüte der Brauneckgemeinde, die sich auch als attraktive Einkaufstadt positionieren will. Die grünen Papiertaschen werden zum Selbstkostenpreis von 30 Cent an die Kunden verkauft. Mit dem einheitlichen Design wolle man "Werbung für den Ort" machen, sagt Jakob Holzner, stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft. Vor allem aber wolle man weg von den Plastiktüten.

Dass die Ökobilanz von Papiertüten nicht viel besser ist, ist bei der Werbegemeinschaft freilich bekannt: Für die Herstellung einer Papiertüte ist fast doppelt soviel Energie nötig wie für die einer Plastiktüte, hinzu kommt eine deutlich höhere Belastung von Luft und Wasser durch Stickoxide, Schwefeldioxide und andere Chemikalien, mit denen die Zellstofffasern behandelt werden müssen.

Andererseits dauert es zwischen 100 und 500 Jahre, bis sich eine Plastiktüte zersetzt hat, wenn sie nicht recycelt wird. Zudem reichert sich der zerriebene Plastikmüll in der Nahrungskette an. Argumente, die auch die Werbegemeinschaft in Lenggries zum Handeln bewogen haben. "Papier verrottet, und man vermeidet Mikroplastik", sagt Holzner. Die Lenggrieser Papiertüten sind aus zertifiziertem Holz. Als "Aufbaustufe" sei zudem angedacht, auf "richtig guade Stofftaschen" umzusteigen, die bei langfristigem Gebrauch die beste Ökobilanz aufweisen. Die Idee zum Umstieg auf Papiertüten sei durch einen Zeitungsartikel entstanden, erzählt Holzner. Darin wurde von einer Gemeinde berichtet, in der Kunden Plastiktüten gegen Stofftaschen eintauschen konnten. Dass mit dem einheitlichen Logo auf individuelle, wandelnde Werbefläche verzichtet wird, hat die meisten Ladenbesitzer offenbar nicht abgeschreckt. Der Vorstand habe die Einführung der Papiertüten beschlossen, und die Idee sei von den Mitgliedern sehr gut angenommen worden, sagt Holzner. "Aber wir können das natürlich niemandem aufs Auge drücken".

Verpflichtend sei der Verzicht auf Plastiktüten nicht, und auch in Holzners "Früchtehaus" werden die Plastik-Restbestände noch aufgebraucht. Das Logo für die Papiertaschen haben die Lenggrieser selbst entworfen, eine externe Werbeagentur ist nicht beauftragt worden. Wie Holzner sagt, ist die Zusammenarbeit in der Werbegemeinschaft, die vor gut 30 Jahren geschlossen wurde, konstruktiv. "Das ist ein gutes Miteinander". Mit vielen gemeinsamen Aktionen, wie den Kunst- und Kulturtagen, der Sternennacht oder dem Lichterzauber bemühe man sich, Lenggries als Einkaufstadt attraktiv zu machen.

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