Tassilo-Kandidat:Berufung: Soul und Blues, Jazz und Pop

Sebastian Schwarzenberger

Sebastian Schwarzenberger, Gitarrist aus Lenggries

(Foto: Manfred Neubauer)

Sebastian Schwarzenberger sollte Bauingenieur werden, doch die Musik ist das Richtige für ihn. Nun ist der Gitarrist Kandidat für den Tassilo-Preis.

Von Petra Schneider, Lenggries

Wenn es nach seinen Eltern gegangen wäre, hätte Sebastian Schwarzenberger ins Familienunternehmen einsteigen sollen. Er hat es probiert und zwei Semester Bauingenieurswesen studiert. "Aber das war definitiv das Falsche für mich", sagt der 40-Jährige. Seine Berufung ist die Musik: Blues und Soul, Jazz und Pop. Wer ihn je auf der Bühne gesehen und erlebt hat, mit welcher Freude er ganz bei sich und seiner Gitarre ist, der weiß, dass die Entscheidung richtig war.

Inzwischen ist der Lenggrieser, der nun für den Tassilo-Preis der SZ nominiert wurde, nicht nur in der Region als klasse Gitarrist diverser Formationen bekannt: In der "Sebastian Schwarzenberger-Band", mit der er hauptsächlich Blues spielt, seiner Jazz-Formation Plusimpuls, neuerdings mit der Cover-Band Whiskey 'n' Gin. Auch bundesweit kennt man den Musiker mit dem dunklen Vollbart, weil er vor zwei Jahren mit Daniel Gall als SAN 2 bei der RTL-Castingshow "Rising Star" aufgetreten und ins Finale gekommen ist. Die Show habe Türen geöffnet, sagt Schwarzenberger: SAN 2 wurde von der Agentur "Südpolmusic", die auch die Bananafishbones und Django 3000 vertreten, unter Vertrag genommen. Demnächst sind sie wieder auf Tour: In München, Hamburg und Berlin. Kürzlich wurde ihr Konzert bei der Langen Nacht der Musik am Lenbachplatz live im Radio übertragen und ihr neues Album "Hold On" in der Abendschau vorgestellt.

Freilich hätten sie sich Gedanken gemacht, ob das der Karriere nicht eher abträglich sei, wenn man bei einer RTL-Casting-Show mitmache, sagt Schwarzenberger. "Wir sind ja schließlich keine 16 mehr". Wider Erwarten sei das Format dann gut gemacht und mit Qualitätsanspruch gewesen. Die TV-Leute hätten ihnen ziemlich freie Hand gelassen, auch bei der Wahl der Songs und der Performance. Und vor allem: "Es gab keine blöden Kommentare à la Dieter Bohlen". Die Show ist nicht gut gelaufen, das Finale mit 21 Bands wurde vorgezogen. Rising Stars sind Schwarzenberger und Gall auch nicht geworden. "Man nimmt da teil, steht kurz in der Öffentlichkeit und verschwindet genauso schnell wieder, wenn man keine Substanz, auf die man aufbauen kann."

Bei Schwarzenberger ist das anders. Sein Leben als Musiker begann lange vor der Show. Mit sechs Jahren hat er angefangen, Klavier zu lernen. Weil er lieber modernere Sachen spielen wollte - "für meine Lehrerin war Hindemith modern" - brachte er sich mit 16 das Gitarrespielen selbst bei. Sein Schlüsselerlebnis sei eine Dire-Straits-Platte seiner Eltern gewesen. Mit seiner ersten Band Obstgarten spielte er wöchentlich bei Sessions im Musikclub "Village", machte nach dem Abitur am Tölzer Gymnasium eine vierjährige Ausbildung samt Meisterprüfung zum Instrumentenbauer für Streich- und Saiteninstrumente im österreichischen Hallstatt. Er hat eine Werkstatt, die inzwischen gut läuft, baut und repariert Gitarren. Sein drittes Standbein ist sein Job als Gitarrenlehrer. Zwei Tage die Woche arbeitet Schwarzenberger, Vater von drei Kindern, in der Lenggrieser "Müsikwerstatt". Daniel Gall lernte er vor zwölf Jahren kennen, als der gerade aus San Francisco zurückkam und dabei war, eine Band aufzubauen. Inzwischen ist SAN 2, im Duo mit akustischem Blues und in der großen Besetzung als SAN 2 & His Soul Patrol, Schwarzenbergers Hauptprojekt. Das Unterrichten macht ihm Spaß, und die Arbeit in der Werkstatt ist eine schöne Ergänzung. Schwarzenberger braucht diese Abwechslung. Und er mag die Live-Auftritte mit der Band, auch wenn er immer nervös sei, "je näher das Publikum, umso mehr".

Ein Konzert wie voriges Jahr in Saarbrücken, Matinée im Stadtpark, das seien Höhepunkte. Auch wenn es zunächst nicht danach ausgesehen habe: Übernachtung in einem "komischen Hotel", im Stadtpark drei, vier Bierbänke, das Konzert gleich nach dem Frühstück. "Und dann standen da plötzlich 3000 Leute, und wir waren alle wie beflügelt."

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