Lenggries:Bergesruhe über der Bayernhütte

Das Gasthaus unterhalb des Braunecks hätte nie als solches betrieben werden dürfen, nur wusste es niemand.

Birgit Lotze

Es gibt wenige Skigebiete, die so gut mit Berghütten ausgerüstet sind wie das Brauneck. Dass eine von ihnen, die tiefer gelegene Bayernhütte, seit Ende der Wintersaison geschlossen war, ist da kaum weiter aufgefallen. Jetzt steht fest: Sie wird auch nicht mehr aufmachen, und eigentlich hätte sie nie eröffnet werden dürfen. Denn die Bayernhütte wurde seit 1929 illegal bewirtschaftet.

Nachträglich legalisieren könnten den Hüttenbetrieb vier Lenggrieser Bauern, die dort auf einer Almwiese ihre Kühe grasen lassen. Sie lebten zwar immer in guter Nachbarschaft mit dem langjährigen Pächter der Bayernhütte, doch jetzt, da ein Wechsel ansteht, wurde ihnen eine Überraschung präsentiert: Ihre Vorfahren hatten beim Verkauf des Grundes an den Bayerischen Verkehrsbeamtenverein eine Grunddienstbarkeit eintragen lassen, die eine Nutzung als öffentliche Gaststätte ausschließt.

Heraus kam das erst, als die Bayernhütte kürzlich verkauft werden sollte. Angeblich war da der Verkäufer bereits mit einem Interessenten beim Notar. Zwar ist der Bayerische Verkehrsbeamtenverein nach dem Treffen auf die vier Bauern zugegangen, bat sie, sein Problem zu lösen und den Passus zu streichen. Doch die Bauern wollten nicht. Der Kaufinteressent soll danach abgesprungen sein, der Verkehrsbeamtenverein bleibt auf seinem Problem sitzen.

Die vier Landwirte haben nicht unbedingt die gleichen Interessen. Aber sie bilden eine Almgemeinschaft, sie lassen ihre Kühe gemeinsam grasen und sind aufeinander angewiesen. "Wir würden uns nie wegen der Bayernhütte zerkriegen", sagt einer. "Das ist es uns nicht wert." Zwei der Landwirte haben auf dem Brauneck ebenfalls eine kleine Wirtschaft.

Es gibt auch noch eine weitere gastronomisch betriebene Almhütte, die derzeit noch von der Verwandtschaft unterhalten wird, die aber die Töchter in naher Zukunft übernehmen sollen. Klar, dass man sich selbst keine Konkurrenz schaffen will. Doch auch den anderen würde es kaum gefallen, wenn es im Fall eines Verkaufs aus der Bayernhütte plötzlich etwas ganz anderes würde. "Wir wollen da oben kein zweites Panorama."

Doch eben diese Gefahr sehen sie. Schließlich sei die Bayernhütte zuletzt schlechter gelaufen. Dann sei der Wirt im Winter davon überrascht worden, dass er mangels Brandschutz keine Übernachtungsgäste mehr aufnehmen durfte. Ein Investor werde die Hütte niederreißen, befürchten die Bauern. Platz für einen Großbetrieb biete das 2500-Quadratmeter-Grundstück allemal. "Und es passt uns nicht, wenn der Verkehr zunimmt."

Damit muss sich der Bayerische Verkehrsbeamtenverein jetzt einen Interessenten suchen, der die Hütte nur privat nutzt. Wahlweise eine Organisation oder eine Firma, die ihre Mitarbeiter unterbringt. Gegen Hausgäste können die Bauern nämlich nichts einwenden. Aber als Berggasthof ist die Bayernhütte nicht mehr zu gebrauchen.

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