Leben an der Bundesstraße:"Es ist in Icking echt gefährlich"

Luftbilder

Verbesserungen an der B 11-Ortsdurchfahrt Ickings sind in Planung. Doch Bürger bemängeln unter anderem, dass es noch keinen sicheren Fußgängerweg respektive Radweg gibt, der bis Ebenhausen führt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Laura von Beckerath-Leismüller und Julian Chucholowski geben Anstoß zu einer Bürgerinitiative Verkehrssicherheit. Konkrete Forderungen sind eine Fußgängerbrücke über die B 11 und mehr Geh- und Radwege

Von Claudia Koestler, Icking

"Man könnte den Eindruck gewinnen, die Gemeinde Icking investiert zwar tausend Prozent in die Zukunft Glasfaser, aber null Prozent in die Zukunft unserer Kinder und deren Sicherheit", sagt Laura von Beckerath-Leismüller. Das aber will eine neu zu gründende, parteiunabhängige Bürgerinitiative (BI) in der Isartalgemeinde ändern. Gemeinsam mit Julian Chucholowski und weiteren Mitstreitern soll am Donnerstag, 28. September, die "Bürgerinitiative Verkehrssicherheit in Icking" aus der Taufe gehoben werden.

In der Gemeinde gebe es schließlich "viele Brennpunkte", die "teils seit Jahrzehnten auf der Strecke bleiben", erklären von Beckerath-Leismüller und Chucholowski. Noch immer fehlen beispielsweise eine Fußgängerüberführung für die Bundesstraße 11 am Ortseingang, die insbesondere Kindern der Siedlung Spatzenloh auf ihrem Weg zur Schule mehr Sicherheit bieten könnte. "Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht, dass dort inzwischen rund 40 Kinder leben, aber noch immer keinen gesicherten Weg zum Kindergarten und zur Schule haben", sagt von Beckerath-Leismüller.

Im vergangenen Herbst hatte der Ickinger Gemeinderat einen Antrag der SPD abgelehnt, die Überlegungen zur Fußgängerbrücke über die Bundesstraße 11 am südlichen Ortseingang voranzutreiben und Förderzuschüsse dafür zu prüfen. Begründet wurde die Ablehnung damit, dass mit der geplanten Umgestaltung der B 11 bereits ein Fußgängerübergang vorgesehen sei. Und eine Querungshilfe bremse zugleich den Verkehr, eine Brücke täte das nicht, hatte Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) damals erklärt.

Auch in den derzeit aktuellen Planungen zur Ortsdurchfahrtsumgestaltung ist diese Querungshilfe in Form einer Querungsinsel weiterhin vorgesehen, und zwar auf Höhe des Bauhofs. Das Straßenbauamt in Weilheim hatte dies im Herbst 2016 mit dem Wirtschaftlichkeitsgebot begründet. Denn eine Verkehrsinsel komme mit Kosten zwischen 20 000 und 50 000 Euro wesentlich billiger als eine Brücke und sei zudem günstiger im Unterhalt. In der Platzierung am Bauhof statt nahe der Einheimischenmodell-Siedlung Spatzenloh sah das Straßenbauamt größere Effektivität: An dieser Stelle wäre sie auch für jene Fußgänger nutzbar, die zum Sportplatz wollten. Für von Beckerath-Leismüller unverständlich: "Denn uns geht es um die Kinder. Und jeder weiß, dass Kinder immer den kürzesten Weg nehmen wollen, also nicht erst bis zum Bauhof laufen werden, sondern einfach über die B 11." Folglich nutze ihrer Ansicht nach die Querungshilfe an dieser Stelle nichts.

Die Frage nach einer sicheren B 11-Überquerung sei aber nicht der einzige Brennpunkt: "Es ist in Icking generell echt gefährlich", sagt sie. Zwar seien sich auch die Gemeinderäte einig, dass die Verkehrssicherheit in Teilen des Gemeindegebiets verbessert werden müsse. Nachdem im Frühjahr dieses Jahres eine Verkehrsschau stattfand, war die Polizei zu dem Schluss gekommen, dass nur wenig Handlungsbedarf bestehe. Das wiederum sahen die Räte anders. Doch konkret umsetzen lassen sich momentan nur wenige Ideen. Zum Beispiel die Anbringung größerer Verkehrsschilder, der Heckenrückschnitt für bessere Sichtverhältnisse und Piktogramme, um besser auf das Schulumfeld und die dortige Tempo-30-Regelung aufmerksam zu machen. Hinsichtlich des bereits lange geforderten Gehwegs an der Ludwig-Dürr-Straße verwies Menrad darauf, dass die Gemeinde noch immer nicht die dazu notwendigen Grundstücke erwerben konnte. "Und dann gibt es ja auch noch die leidigen, weil ewigen Themen Fußwege zwischen den Gemeindeteilen und Radweg nach Ebenhausen", zählt von Beckerath-Leismüller auf.

Zur Gründungsversammlung hofft sie auf möglichst viele interessierte Bürger, die sich einbringen wollen. Ganz bewusst sei die Entscheidung gefallen, parteiunabhängig zu sein, "damit wir die verschiedenen Projekte konstruktiv unterstützen, Ideen sammeln oder auch aktiv bei der Gemeinde einfordern können". "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg", betont sie.

Gründungsveranstaltung der Bürgerinitiative Verkehrssicherheit am Donnerstag, 28. September, 20 Uhr, Landhotel Klostermaier

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